Die Landesplanung im Kieler Innenministerium reagiert ablehnend auf die Erweiterungspläne des Möbel-Unternehmens.

Kaltenkirchen. Dodenhof in Kaltenkirchen rüstet sich für eine Auseinandersetzung gegen das Land Schleswig-Holstein, um seine Erweiterungspläne durchzusetzen. Um 19 000 auf 68 000 Quadratmeter soll die Verkaufsfläche an der Autobahn 7 wachsen, doch bislang reagierte die Landesplanung im Kieler Innenministerium skeptisch bis zurückhaltend. In ersten Gesprächen wurde das Projekt abgelehnt, am 19. Dezember will Dodenhof das Land mit Gutachten überzeugen. "Notfalls werden wir rechtliche Schritte einleiten", kündigt Dodenhof-Geschäftsführer Berndt Chylla an. Den Ausbau hält der Dodenhof-Chef für eine existenzielle Voraussetzung für den Standort in Kaltenkirchen. "Wir halten die Erweiterungsmöglichkeiten für unbedingt notwendig, um den Standort und die 700 Arbeitsplätze zu sichern", sagte Chylla.

Im September 2009 hatte das Familienunternehmen aus Posthausen (Niedersachsen) seine Erweiterungspläne erstmals vorgestellt und angekündigt, die Bereiche Einrichtung und Mode zu erweitern. Außerdem plant das Unternehmen eine neue, 5000 Quadratmeter große Abteilung, in der Unterhaltungselektronik verkauft werden soll. Allein in diesem Segment könnten 29 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet werden. Um 1000 Quadratmeter soll die Gastronomie wachsen. Chylla geht davon aus, dass 100 neue Arbeitsplätze geschaffen werden können. Das Unternehmen will einen zweistelligen Millionenbetrag investieren und hofft, mit der Expansion den Umsatz um 40 Millionen auf 108 Millionen Euro steigern zu können.

In Kaltenkirchen waren die Pläne wohlwollend aufgenommen worden. Chylla spricht von einem "einvernehmlichen Echo". Nicht einmal die Kaufleute in der Innenstadt äußerten Kritik. Sie beäugten in der Vergangenheit den Einzelhandelsriesen am Stadtrat misstrauisch und fürchteten noch vor wenigen Jahren, Kaufkraft an Dodenhof zu verlieren. Mit der breiten Zustimmung in Kaltenkirchen war die erste Hürde für das Millionenprojekt genommen, die zweite erweist sich jedoch als schwer überwindlich: die Landesplanung des Innenministeriums.

Der Dodenhof-Plan verstoße gegen die Raumordnung in Schleswig-Holstein, hieß es in Kiel. Die Raumordnung definiert verbindlich, wie die Flächen im Land genutzt werden dürfen. Nicht einmal ein "Zielabweichungsverfahren", das im Einzelfall ein Abweichen von der Raumordnung erlaube, komme infrage, teilte das Ministerium der Unternehmensführung mit. Sollte Dodenhof dennoch der Auffassung sein, dass die Folgen der Expansion für den Einzelhandel im südlichen Landesteil vertretbar seien, müsse das Unternehmen entsprechende Gutachten vorlegen.

Das soll am 19. Dezember im Innenministerium geschehen. Ein renommiertes Institut habe die Auswirkungen der Expansion auf sämtliche Kommunen in der Region sowie der nördlichen Teile Hamburgs untersucht und sei im Grundsatz zu dem Ergebnis gekommen, dass die Auswirkungen verträglich seien, sagt Chylla. Er wird in Kiel außerdem das Rechtsgutachten eines Fachanwalts vorstellen, das zu dem Ergebnis kommt, dass ein Zielabweichungsverfahren zulässig sein muss.

Chylla hofft, dass das Ministerium am 19. Dezember ein Signal gibt, ob die Landesplanung einen Ausbau genehmigt, die Pläne zusammenstreicht oder ganz verwirft. In diesem Fall will Chylla vor Gericht ziehen. Er bezeichnete es als unterverständlich, dass andere große Einzelhandelsprojekte in Schleswig-Holstein wie das Factory Outlet Center in Neumünster "durchgewunken" werden. "Aber wenn Dodenhof anklopft, gibt es Probleme", sagt Chylla. "Wir können uns das nicht erklären." Dennoch bleibe er "vorsichtig optimistisch", dass Dodenhof seine Pläne verwirklichen kann.

Schon einmal hatte das Innenministerium die Erweiterungspläne des Unternehmens zusammengestrichen. 2003 gestand die Landesplanung dem Unternehmen lediglich eine Vergrößerung der Verkaufsfläche um 8900 Quadratmeter zu. Ursprünglich wollte Dodenhof um 25 000 Quadratmeter expandieren. "Eigentlich ist die Schmerzgrenze damit überschritten", sagt Dodenhof-Geschäftsführer Chylla damals enttäuscht. Nach der Entscheidung der Behörde baute das Unternehmen neben den damals bestehenden 40 000 Quadratmetern für Möbel und Einrichtungsgegenstände 5900 Quadratmeter für Modeartikel, 2200 für den Sport- und Fitnessbereich sowie 800 für Spielwaren. Damals verabschiedete sich Dodenhof von seinem Vorhaben, auch Unterhaltungselektronik zu verkaufen. Statt 400 entstanden nur 100 neue Arbeitsplätze. Das angepeilte Investitionsvolumen reduzierte sich von 30 auf rund zehn Millionen Euro.

Chylla wiederholte seine Zusage, bei einer Neugestaltung des Kaltenkirchener Bahnhofsumfelds zu prüfen, ob Dodenhof dort ein eigenes Geschäft eröffnen wird. Dodenhof sei bereit, der Stadt bei dem Projekt zu helfen. Chylla schränkte jedoch ein: "Als Alleinbetreiber kommen wir nicht infrage. Wir werden unseren Standort nicht teilen."

Das schleswig-holsteinische Innenministerium lehnte eine Stellungnahme zu den aktuellen Plänen ab und verwies auf die geltenden Gesetze.