Sandra von Zabiensky schreibt über ihre Erfahrungen beim Hausbau.

6 Uhr 30 in Hamburg. Ein schwarzer Geländewagen fährt im Schritttempo auf ein Mehrfamilienhaus zu. Zwei Personen steigen aus und schleppen verdächtig aussehende Gegenstände zur Hauswand. Der Anfang eines Kriminalromans? Nein, nur mein Mann Clint und ich beim "Klinker-Stalking"! Denn bis auf die Auswahl des Klinkers und der Dachsteine ist alles für den Bauantrag vorbereitet. Eine Firma hat uns auf Anfrage eine Referenzadresse gegeben. Und da stehen wir nun, begutachten den Klinker kritisch und halten die schweren Dachstein-Muster immer wieder an.

Doch als Bauherr verliert man mit der Zeit die Hemmungen, und es lohnt sich, denn Klinker und Dachstein überzeugen uns. Nun kann Trave Massivhaus den Bauantrag fertigstellen. In Hamburg würde man diesen jetzt einreichen, und das war's. Aber wir ziehen nach Kuddewörde, und dort gehört es zum guten Ton, sich vorzustellen. Der Bürgermeister nimmt sich sogar am Sonnabend Zeit für uns. Zu unserem Termin begrüßt er uns nicht nur sehr freundlich, sondern gibt uns einige gute Ratschläge zum Bauantrag und zeigt uns dann das Gemeindezentrum inklusive der liebevoll ausgestatteten KiTa und der modernen Sporthalle. Zum Abschluss erhalten wir eine Chronik vom Dorf und werden zum Neujahrsempfang eingeladen. Von so viel Bürgernähe kann man anderorts wohl nur träumen.

Eine Woche später steht der Neujahrsempfang an. Direkt nach einem Hunde-Spaziergang im Sachsenwald fahren wir zum Gemeindezentrum: ich in Gummistiefeln, Clint im Holzfällerhemd. Schließlich ist es in Kuddewörde bestimmt informeller, denken wir. Irrtum, im Bunny-Kostüm wären wir auch nicht viel unpassender gekleidet, denn der Empfang ist durchaus festlich. Beschämt drücken wir uns an der Wand entlang, bis unsere Nachbarn Clint und mich entdecken. Sie stellen uns weitere Kuddewörder vor, die über unser Outfit hinwegsehen. Schon nach kurzer Zeit unterhalten wir uns nicht nur angeregt, sondern fühlen uns auch pudelwohl. Ja, wir haben uns genau das richtige Dorf ausgesucht, das wird uns an dem Neujahrsempfang wieder einmal bewusst.

+++ Zum Nachlkesen: Wir bauen unser Traumhaus +++