Hamburg. Der Vorsprung der Frauen vor den Männern bei der Lebenserwartung schmilzt dahin. Lag er für Neugeborene 1993 noch bei 6,5 Jahren, hat er sich in der aktuellen Statistik auf 5,66 Jahre verringert. "Allein biologisch lässt sich die unterschiedliche Lebenserwartung von Frauen und Männern nicht erklären. Auch dass dieser Unterschied jetzt langsam abnimmt, ist am ehesten auf Veränderungen des Lebensstils zurückzuführen", sagt Christopher Kofahl, Psychologe und Dozent für Sozialmedizin im Institut für Medizin-Soziologie am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE).

Er erklärt das Phänomen hauptsächlich damit, dass sich die Lebenssituation der Männer verbessert hat: "Sie müssen in vielen Fällen nicht mehr so schwere körperliche Arbeit leisten wie noch vor 30 Jahren." Frauen hingegen seien immer größeren Belastungen ausgesetzt: "Heute sind wesentlich mehr Frauen berufstätig als früher und müssen wesentlich häufiger Doppelbelastungen von Familie und Beruf bewältigen."

Im Gesundheitsverhalten gleichen sich Männer und Frauen seit Jahren immer mehr an, sowohl im positiven wie auch im negativen Sinne. Das heißt zum Beispiel, dass immer mehr junge Mädchen rauchen. Auf der anderen Seite nehmen gesunde sportliche Aktivitäten sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu, insbesondere in mittleren und höheren Einkommensgruppen.

Auch bessere medizinische Therapien fallen zunehmend ins Gewicht: "Männer erkranken früher und häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Frauen. Aber dank des medizinischen Fortschritts ist die Überlebensrate bei diesen Erkrankungen deutlich gestiegen."