Hamburger Reeder spenden 250000 Euro. Mit diesem Geld will Prof. Peter Ostendorf die strahlungsfreie Diagnostik von Herzkrankheiten am Zentrum für Präventivmedizin noch weiter verbessern.

Wir werden bald noch besser beurteilen können, ob der Herzmuskel gut durchblutet ist oder Infarktgefahr besteht. Mit einer Spende von 250000 Euro von Hamburger Reedern, deren Namen ich nicht nennen darf, werden wir unser jetzt schon sehr modernes Magnetresonanztomografie-Gerät in den kommenden vier Monaten noch einmal entscheidend weiter verbessern können", freut sich Prof. Peter Ostendorf. Der ehemalige Chefarzt des Zentrums für Innere Medizin im Marienkrankenhaus ist Spezialist für Magnetresonanztomografie (MRT) des Herzens im Zentrum für Präventivmedizin an Hamburgs zweitältestem Hospital.

Mit dieser Technik durchleuchten Mediziner den Körper, Ebene für Ebene, Winkel für Winkel in der jeweils gewünschten Ebene und auch in 3D. Im Gegensatz zur Computertomografie (CT) arbeitet das MRT nicht mit Röntgenstrahlen, sondern mit Magnetfeldern und Radiowellen. "Das ist ein unschlagbarer Vorteil dieser Technik", betont Ostendorf.

Schnittbilder aus dem Körper ohne Strahlenbelastung

"Wenn ich einen Patienten mit einem kardialen CT untersuche, also eine Computertomografie des Herzens durchführe, wird der Patient mit einer Strahlendosis belastet, als wenn er ein Jahr jeden Tag morgens, mittags und abends eine Röntgenaufnahme der Lunge erhalten würde. Das ist in der Regel nicht nötig und in der Vorsorgemedizin unzulässig. Nach einem Unfall oder Schlaganfall, wenn also schnell entschieden werden muss, ob und wie eingegriffen werden muss, ist die CT bislang unverzichtbar." Noch arbeiten Magnetresonanztomografen (MR) im Vergleich zum CT langsamer. Das ist technisch begründet. Im MR befindet sich ein sehr starkes Magnetfeld. Dieses Magnetfeld zwingt die Wasserstoffatome im menschlichen Körper in eine einheitliche Richtung. Mit einem Hochfrequenzpuls werden die Atome aus ihrer Lage abgelenkt. Schaltet man diesen wieder ab, richten sich die Atome wie kleine Magnete wieder nach dem starken Magnetfeld des Gerätes aus. Dabei senden sie Signale aus, die durch Antennen gemessen werden. Ein Computer berechnet aus den Signalen Schnittbilder aus unterschiedlichen Ebenen durch den Körper. So entstehen faszinierende und detailreiche Bilder und Videos von Organen oder Gefäßen, die gegenwärtig maximal eine Auflösung von 0,6 Millimetern erreichen, und das alles ohne Strahlenbelastung. "Mit dem Prototypen werden wir eine Auflösung von 0,3 bis 0,4 Millimeter erzielen können", sagt Ostendorf. In Zusammenarbeit mit der Forschungsabteilung von Philips in der Röntgenstraße in Hamburg-Fuhlsbüttel soll der jetzige moderne Magnetresonanztomograf so aufgerüstet werden, dass er noch genauere Informationen über den Zustand und die Leistung von Organen oder Gefäßen liefert. "In den Fällen, in denen uns die Schärfe der Bilder ausreicht, können wir in Zukunft die Untersuchungszeiten verkürzen", nennt Prof. Ostendorf einen weiteren Vorteil des neuen Gerätes. Gegenwärtig benötigen die Mediziner mit dem Kernspin, wie diese Technik in Kurzform genannt wird, etwa 16 bis 20 Minuten, um die Herzkranzgefäße darzustellen. "Diese Zeit wird sich auf fünf Minuten verkürzen, wenn der neue Prototyp hier steht. Er wird in zwei Jahren dann auch im Handel erhältlich sein", erläutert der Mediziner.

Schon jetzt liefert der MRT beeindruckende Bilder aus dem Inneren des Menschen. "Dabei raten wir nicht jedem Patienten, diese Untersuchung durchführen zu lassen", betont Dr. Janine Röhreke, die verantwortlich für die internistische Basisuntersuchung ist. Es gibt vier Untersuchungsergebnisse, bei denen die Ärzte des Zentrums für Präventivmedizin, das von Prof. Andreas van de Loo, dem Chefarzt im Zentrum Innere Medizin, geleitet wird, zu einer MRT-Untersuchung raten. "Wenn ein Patient Herzbeschwerden hat, wir aber keine Ursache finden können. Wenn ein Patient beschwerdefrei ist, aber im Belastungs-EKG Auffälligkeiten sichtbar sind. Wenn ein Patient beschwerdefrei ist, aber raucht, Bluthochdruck, einen hohen Blutzucker- und hohen Cholesterinspiegel hat, und zusätzlich in der Familie Herzerkrankungen existieren, dann raten wir immer zu einem MRT", so die Medizinerin. Zudem wünschten manche Patienten diese Untersuchung, weil sie sehr besorgt sind.

"Es ist auch eine schonende und sichere Methode, um das sogenannte Syndrom-X bei Frauen abzuklären", ergänzt Ostendorf. Diese Frauen verspürten Schmerzen in der Brust, zeigten im Belastungs-EKG pathologische Veränderungen, "dabei ist nur die Durchblutung der Haargefäße des Herzens gestört und nicht die großen Koronararterien. Und das ist in der Regel völlig unbedenklich", erklärt Ostendorf und fügt hinzu: "Mit einem Herzkatheter oder einem CT würde man diese Störung gar nicht diagnostizieren können. So aber nimmt man den Frauen die Angst."

Nicht nur das Herz und die Gefäße vom Kopf bis zum Fuß werden mit dem MR aus allen Winkeln und unter allen Aspekten durchleuchtet. Auch das Gehirn lässt sich sehr genau untersuchen. So können die Mediziner die Leistungsfähigkeit und den Zustand der hirnversorgenden Gefäße, der Hirngefäße selbst und die Durchblutung des Gehirns genau studieren.

Eine Reise durch die Hauptschlagader

Zudem arbeitet Ostendorf daran, den Einsatzbereich dieser Technik auszuweiten. "Gegenwärtig prüfen wir, ob die virtuelle Darstellung des Dickdarms mit dem MRT für die Früherkennung von Dickdarm-Karzinomen genauso sicher ist wie die klassische Koloskopie. Sicherlich wird auch diese Untersuchung mit dem neuen aufgerüsteten Gerät noch deutlich besser werden", erzählt Professor Ostendorf, während er auf dem Laptop zeigt, wie man durch die Hauptschlagader reisen und ihre Wände untersuchen kann. "Das ist aber noch Zukunftsmusik."

Abgesehen von den stationären Kassenpatienten des Marienkrankenhauses mit entsprechender Indikation profitieren allerdings nur Privatpatienten und Selbstzahler von den Möglichkeiten des Zentrums für Präventivmedizin. Die zweieinhalbstündige internistische Basisuntersuchung unter Einschluss aller Funktionsuntersuchungen und des Labors kostet 550 Euro, die Magnetresonanztomografie 850 Euro.

"Kürzlich hatte ich einen Patienten, der sagte, er habe bislang jährlich rund 1200 Euro in die Pflege seines Wagens investiert, jetzt habe er mal etwas für den Fahrer getan", erzählt Prof. Ostendorf und sagt, das sei wohl die richtige Sicht auf die eigene Gesundheit.