Menschen wollen gesund werden, Sportler fit. Der feine Unterschied kann leicht zu Belastungen in der Arzt-Patienten-Beziehung führen. Nicht alles, was fit macht, ist auf Dauer gesund.

Prof. Bernd M. Kabelka, Mannschaftsarzt der Hamburg Freezers (Eishockey) und des deutschen Football-Meisters Hamburg Blue Devils, erläutert das Problem am Beispiel eines eingerissenen Meniskus: "Wird der Meniskus auf Grund des Schadens ganz oder teilweise entfernt, kann der Patient gewöhnlich in drei bis vier Wochen wieder laufen. Das liegt im Interesse seines Vereins und oft des Athleten, wenn er mit Sport sein Geld verdient. Wird der Meniskus genäht, was medizinisch im Normalfall die angemessene Indikation wäre, könnte er sein Knie erst drei bis fünf Monate nach der Operation voll belasten." Die Gefahr der ersten Methode: Ohne den Puffer Meniskus, vor allem ohne den äußeren, droht mittelfristig eine Arthrose im Knie, das heißt Gehbeschwerden und Schmerzen. Der Einsatz eines künstlichen Gelenks bleibt dann oft die einzige Chance, Linderung zu verschaffen. Die sanfte Methode wiederum birgt keine Langzeitrisiken. Bringt der Patient die nötige Geduld auf, ist er geheilt.

Leistungssportler, weiß Kabelka, scheren sich selten darum, was in zehn Jahren passiert, inzwischen setzten aber auch immer mehr Hobbysportler den Arzt unter Druck und verlangten schnelle Erfolge und spezielle Medikamente, "da hilft in manchen Fällen keine Aufklärung". Für Kabelka bleibt allein die Empfehlung, "sich einen anderen Onkel Doktor zu suchen".

Andreas Fehrig, Mannschaftsarzt des Badminton-Bundesligaaufsteigers VfL 93 und sportmedizinischer Koordinator des Hamburger Badminton-Verbandes, glaubt dieser Problematik nur sinnvoll begegnen zu können, "wenn der Patient in die Lage versetzt wird, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen und der Arzt auf Allmachtsfantasien wie ,Wir kriegen das schon hin' verzichtet".

Der verantwortungsbewusste Mediziner, fordert Fehrig, sollte dem Patienten seine Fachkompetenz zur Verfügung stellen, damit dieser "Werkzeuge zur Gesundung und Aufrechterhaltung seiner Gesundheit" entwickeln oder wieder verwenden könne. Diese Art der Gestaltung der Arzt-Patienten-Beziehung sei für beide Seiten gesundheitsfördernd und zeitige dazu noch befriedigendere medizinische Ergebnisse. Nur mit diesem vertrauensvollen Zusammenspiel werde der Patient fit genug, um wirklich gesund zu werden.