"Die Stichtags-Regelung im Stammzellgesetz sollte aus unserer Sicht völlig abgeschafft werden", forderte Prof. Matthias Kleiner, Chef der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), im Gespräch mit dem Abendblatt erneut. Denn die embryonalen Stammzelllinien, mit denen die deutschen Wissenschaftler nach dem bislang gültigen Stammzellgesetz forschen dürfen, erlaubten es nicht, die anstehenden Forschungsfragen zu bearbeiten. "Es geht zunächst einmal darum, Grundlagenforschung zu ermöglichen. Das war mit dem Stammzellgesetz 2002 beabsichtigt worden und ist gegenwärtig nicht mehr gewährleistet. Der damals gefundene Kompromiss ist aus der Balance geraten, diese muss wieder hergestellt werden", so Prof. Kleiner. Zugleich warnte er davor, Forschungsvorhaben vorschnell mit Therapieversprechen zu koppeln.

Wenn der Bundestag sich nur zu einer einmaligen Verschiebung des Stichtags durchringen kann, könne er allerdings auch damit leben, so Prof. Kleiner, sofern die zweite Crux des Stammzellgesetzes vom Tisch komme.

Immer wieder hatte die DFG dagegen protestiert, dass deutsche Forscher mit Strafen rechnen müssen, wenn sie mit ausländischen Kollegen kooperieren, in deren Forschungsvorhaben auch embryonale Stammzellen verwendet werden, die in Deutschland nicht zugelassen sind. Das müsse sich ändern.