Evolution: Die Leugner gehen in die Offensive

Hamburg. Stammt der Mensch vom Affen ab? Charles Darwin hatte kein Problem mit dem Gedanken. Aber mehr als die Hälfte der Amerikaner will sich damit nicht anfreunden. Immer kräftiger schwappt die Welle anti-evolutionärer Ideen aus den USA bis nach Europa. Deren radikale Vertreter wollen am liebsten jede Evolutionsbiologie aus dem Schulunterricht verbannen. Ein verspäteter Kampf gegen den englischen Naturforscher Darwin, der vor knapp 150 Jahren seine Theorie vom Ursprung der Arten formulierte. Das Thema ist seitdem aktuell, gegenwärtig wieder auf dem weltweit größten Wissenschaftlertreffen, das gestern in San Francisco begann. (S. 10).

Als Darwin 1859 seine damals ketzerischen Thesen veröffentlichte, bangte die Kirche um ihre Autorität. Inzwischen haben sich sogar die Päpste von all jenen Fundamentalisten distanziert, die Urknall, Evolution und die Verwandtschaft mit den Affentieren nur für Teufelszeug halten. Im Oktober 1996 erklärte Papst Johannes Paul II., Darwins Theorie und die christliche Lehre seien sehr wohl miteinander vereinbar. Denn Darwins Lehre erklärt längst nicht alles. Es bleiben genug Lücken, die der Glaube füllen kann, ohne die tierischen Wurzeln vehement abzulehnen.

Denn zu erdrückend sind die Belege: Vor fünf bis sechs Millionen Jahren lebte im Osten Afrikas eine Primatenart, aus der sowohl Menschen als auch die Schimpansen hervorgingen. Inzwischen haben Mikrobiologen weitere Beweise für die nahe Verwandtschaft in unserem Erbgut entdeckt. 98 Prozent der DNS - der Stoff mit der genetischen Information für unsere Zellen - stimmen bei Schimpanse und Mensch überein. Es geht beim entscheidenden Unterschied oft eben nicht um die reine Masse.

Was Affen und Menschen bei aller Übereinstimmung dennoch trennt, wird schnell klar bei dem Versuch, dem tierischen Vetter das Sprechen beizubringen.

Und noch ein Trost: Nie wird ein Affe jemals Darwins Thesen verstehen. Und wenn er sie noch so freundlich abnickt.