Hartmut Graßl geht in den Ruhestand. Der Forscher ist einer der größten Warner vor dem Treibhauseffekt.

Deutschlands bekanntester Klimaforscher geht in den Ruhestand, zumindest formal: Am 1. April wird Hartmut Graßl, Professor am Meteorologischen Institut der Universität Hamburg und langjähriger Direktor des benachbarten Max-Planck-Instituts für Meteorologie (MPI), emeritiert. Doch schon die Abschiedsveranstaltung am Freitag zeigt, daß sein Wirken anhält - ihr Titel lautet schlicht: "Festkolloquium anläßlich des 65. Geburtstags von Prof. Dr. Hartmut Graßl". Neben zahlreichen hochkarätigen Klimaforschern aus dem In- und Ausland wird Prof. Klaus Töpfer, Chef des UN-Umweltprogramms, erwartet.

Seit 1987, als Franz Josef Strauß im Bundesrat den Wissenschaftlichen Klimabeirat aus der Taufe gehoben hatte, macht der Jubilar Öffentlichkeitsarbeit. Sie habe zuletzt etwa ein Drittel seiner Arbeitszeit eingenommen, Tendenz steigend, sagt er rückblickend. Zwei Drittel der Zeit habe er der Forschung und Lehre gewidmet. "Ich bin stolz darauf, in Deutschland der Meteorologe mit den meisten Doktoranden zu sein", so Graßl.

Selbst in der Zeit als Direktor des Weltklimaforschungsprogramms bei der Weltorganisation für Meteorologie in Genf (1994-99) kümmerte er sich in Hamburg um den wissenschaftlichen Nachwuchs: "Ich bin jedes zweite Wochenende nach Hamburg gekommen und habe montags oder freitags einen Urlaubstag genommen, um Doktoranden zu betreuen." Auch in anderen Jahren blieb kaum Zeit für Urlaub, im Schnitt komme er vielleicht auf zehn Tage pro Jahr. "Ich habe während meiner Arbeit so viel Schönes erlebt, daß ich keinen großen Erholungsbedarf hatte. Wissenschaftler liegen ohnehin nicht an Stränden herum."

Viel mehr Zeit zum Ausspannen wird der Frontmann des Klimaschutzes wohl auch nicht im "Ruhestand" haben. Nach seinen zukünftigen Aktivitäten befragt, zählt er sofort eine ganze Liste auf: "Als Vorsitzender eines Stiftungsrats werde ich im Wissenschaftsmanagement arbeiten - wo, das wird noch nicht verraten. Ich werde auch weiter Wissenschaft betreiben, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Berchtesgaden Wetterdaten auswerten. Und ich werde eine wissenschaftliche Steuerungsgruppe im Weltklimarat leiten, die das Ziel verfolgt, Klimaprognosen für Monate und Jahre zu machen und den Wettercharakter für eine Woche vorhersagen zu können."

Und wann wird der Forscher Hartmut Graßl tatsächlich zum Privatmann? "Das hängt vor allem von der Gesundheit ab", sagt er. "Aber vielleicht werde ich schon in nächster Zeit etwas mehr Zeit für meine Frau haben."