Die technische Substanz PCB und Dioxine kommen meistens gemeinsam vor. Oft auch in Eiern und anderen tierischen Produkten.

Nachdem in mehreren Legehennenbetrieben in Niedersachsen (Landkreis Aurich) und Nordrhein-Westfalen (Stemwede, Landkreis Minden-Lübbecke) Eier mit erhöhten Gehalten von dioxinähnlichen PCB gefunden wurden, geht die Suche nach der Quelle der Schadstoffe weiter. Im Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Oldenburg wurde gestern die Analyse von weiteren 220 Eiern von den zwei konventionellen Höfen und einem Biolandwirt im Kreis Aurich vorbereitet. In Nordrhein-Westfalen war schon vor den Schadstofffunden geplant, in diesem Jahr schwerpunktmäßig Eier auf Schadstoffe zu untersuchen. Lesen Sie hier die wichtigsten Informationen zum Schadstoff PCB.

Was sind PCB?

Unter den Begriff fallen 209 verschiedene Varianten der sogenannten Polychlorierten Biphenyle. Polychloriert heißt, dass die Verbindungen mehrere Chloratome tragen. Biphenyle sind zwei miteinander verbundene ringförmige Kohlenstoff-Moleküle (Benzolringe). Die Strukturen einiger Molekülformen ähneln den hochgiftigen Dioxinen. Sie werden als dioxinähnliche PCB bezeichnet.

Wie gefährlich sind PCB?

Dioxinähnliche PCB können nach Auskunft des Umweltbundesamts "sehr wahrscheinlich Krebs hervorrufen". In Tierversuchen wurden Störungen der Fruchtbarkeit, des Immunsystems, des Nervensystems und des Hormonhaushalts beobachtet. Inwieweit diese Effekte auch bei Menschen eine Rolle spielen, ist noch ungeklärt. PCB gehören, wie die Dioxine, zum "Dreckigen Dutzend": Dies sind besonders langlebige organische (aus Kohlenstoff aufgebaute) Schadstoffe, die sich weltweit verbreiten. Nach der englischen Bezeichnung Persistent Organic Pollutants (POP) wurde in Stockholm im Januar 2001 die POP-Konvention beschlossen, die seit Mai 2004 den Einsatz dieser Chemikalien weltweit ächtet.

+++Belastung in Eiern aus Aurich schon länger bekannt+++

Wie kommen PCB in die Umwelt?

Die Stoffe wurden seit 1929 industriell hergestellt und aufgrund ihrer technischen Eigenschaften (schwer entflammbar, elektrisch nicht leitend) vielfältig eingesetzt: in Transformatoren, Hydraulikanlagen und Kondensatoren (auch als Kleinkondensatoren in Motoren von Haushaltsgeräten oder Neonlampen größerer Gebäude), als Weichmacher in Farben, Fugendichtmassen und Kunststoffen. Dabei kommen immer Mischungen von verschiedenen PCB-Varianten zum Einsatz, inklusive der dioxinähnlichen PCB. In Deutschland ist der Einsatz von PCB für sämtliche Anwendungen bereits seit 1989 verboten. Aber durch den unsachgemäßen Umgang mit PCB-haltigen Abfällen gelangen sie dennoch in die Umwelt und sind heute allgegenwärtig.

Warum finden sich PCB in Tieren oder Tierprodukten?

Die Substanzen werden biologisch kaum abgebaut. Gelangen sie in den Körper von Tieren, so reichern sie sich vor allem im Fettgewebe an. PCB werden mit Wind und Wasser über große Entfernungen transportiert, gelangen bis in die Arktis. So finden sich hohe Gehalte in Robben und Eisbären, sogar in der Muttermilch von Inuit-Frauen. Auch Speisefische reichern PCB an, allerdings nicht mehr so stark wie noch vor zehn, 20 Jahren. "Die Belastung ist seit Langem rückläufig und hat sich inzwischen auf niedrigem Niveau eingependelt", sagt Dr. Michael Haarich vom Institut für Fischereiökologie des Von-Thünen-Instituts. Betroffen seien heute am ehesten fettreiche Fische wie Ostseedorsch und Aal. "Bei den Aalen schwankt die Belastung stark. PCB werden in Gewässern vor allem als Altlast aus Sedimenten frei, und die sind örtlich unterschiedlich stark kontaminiert."

Wie viel PCB gelangt in die Nahrungskette?

Weil sie überall in der Umwelt vorkommen, ist immer mit geringen Spuren von PCB in der Nahrung zu rechnen. Am stärksten wird es über Fleisch, Fisch, Eier sowie Milch und deren Produkte aufgenommen. Dasselbe gilt für Dioxine. Da die Stoffe meist gemeinsam vorkommen, gibt es nur einen Summengrenzwert für die Dioxin- und PCB-Belastung. Die Weltgesundheitsorganisation hat den Zielwert gesetzt, dass jeder Mensch lebenslang am Tag nicht mehr als ein Pikogramm (pg, ein Billionstel Gramm) Dioxine+PCB pro Kilogramm Körpergewicht aufnehmen sollte. Derzeit hält sie die vierfache Dosis für gerade noch tolerierbar. Die EU arbeitet mit einer maximalen Wochendosis von 14 pg je Kilo Körpergewicht (also durchschnittlich zwei pg pro Tag).

Wie stark sind die Eier belastet?

Aus der maximalen Tagesdosis leitete die EU Grenzwerte für einzelne Lebensmittel ab. Für Hühnereier sind es fünf Pikogramm Dioxine+PCB pro Gramm Eifett. Der höchste gemessene Wert war sechsfach höher, wobei die Hauptbelastung auf dioxinähnliche PCB zurückgeht. Dieses Ei enthielt 180 pg - die maximale Tagesdosis eines 90 Kilogramm schweren Menschen.

Besteht ein Gesundheitsrisiko?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) betont in einer Stellungnahme, dass die geltenden Höchstgehalte darauf abzielen, die lebenslange tägliche Belastung in Grenzen zu halten. "Daher ist bei einem kurzzeitigen Verzehr der Eier aus dem aktuellen Fall eine gesundheitliche Gefährdung der Verbraucher unwahrscheinlich", so das BfR.