Im Norden ist jeder zweite neue Kranke unter 18 - Robert-Koch-Institut ruft Bürger zur Impfung auf.

Berlin/Hamburg. Experten hatten es vorhergesagt: In Deutschland hat die Zahl der neuen Schweinegrippe-Fälle wieder spürbar zugenommen. Drei Monate nach dem ersten Anstieg von Erkrankungen Ende Juli schnellte die Zahl der wöchentlichen Neuinfektionen in der vergangenen Woche von 1860 auf 3075, teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin mit. "Die zweite Welle hat begonnen", sagte RKI-Präsident Jörg Hacker. Sie werde bis in den Winter nicht abebben.

Besonders viele neue Fälle werden aus Süddeutschland sowie aus Mecklenburg-Vorpommern gemeldet. Dort erkranken vor allem junge Leute. Jeder Zweite ist jünger als 18 Jahre, jeder Vierte zählt zur Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen. Insgesamt gab es in Deutschland bisher 29 907 gemeldete Fälle der neuen Grippe. Die meisten verliefen glimpflich, doch Ärzte erwarten jetzt auch mehr Todesfälle.

Bislang sind in Deutschland sechs Menschen an dem H1N1-Virus gestorben. RKI-Präsident Hacker rief die Bundesbürger erneut zur Impfung auf. Die Schweinegrippe könne auch bei Menschen ohne Vorerkrankungen einen schweren Verlauf nehmen. Der Fall einer 48-jährigen Frau, die in der vergangenen Woche nach Angaben der Bonner Uni-Klinik ohne Vorerkrankung an der Schweinegrippe starb, sei "nicht überraschend" gewesen. Der WDR meldete allerdings, die Frau habe Asthma und eine Lebererkrankung gehabt.

Seit gestern können sich in Hamburg alle Bürger impfen lassen. In der vergangenen Woche war die Spritze Ärzten, Pflegekräften, Feuerwehrleuten und Polizisten vorbehalten gewesen. Bundesweit liegt die Impfbereitschaft in diesen Berufsgruppen zwischen zehn und 30 Prozent.

Besonders heftig leidet derzeit die Ukraine unter der Schweinegrippe. Gestern bat Präsident Viktor Juschtschenko die internationale Gemeinschaft um Hilfe. Die Krankheit, die bisher 60 Menschen das Leben kostete, werde zu einer Bedrohung der nationalen Sicherheit, schrieb der Staatschef an die EU sowie die Regierungen benachbarter Länder. Kliniken sind überfüllt, vor Arztpraxen und Apotheken spielen sich panikartige Szenen ab. Viele Menschen tragen Mundschutz.