Die Schweinegrippe breitet sich aus. Erstmals ist in Berlin ein Mann offenbar an der Infektion gestorben. Derweil lassen sich immer mehr Menschen impfen.

Berlin. Erstmals ist in Berlin ein Mensch offenbar an der Schweinegrippe gestorben. Am Montag sei ein 40-jähriger Mann gestorben, bei dem ein Test auf eine AH1N1-Infektion positiv gewesen sei, teilte die Gesundheitsverwaltung am Mittwoch mit. Der Mann war am Ende Oktober mit einer entzündlichen Lungenerkrankung (Pneumonie) in einer Klinik in Berlin-Kreuzberg aufgenommen worden. Der Verlauf der Erkrankung sei zunächst nicht ungewöhnlich gewesen, teilte die Behörde weiter mit. Am 2. November sei der Patient dann überraschend an Herz-Kreislaufversagen gestorben.

Jetzt soll eine Obduktion klären, ob es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Tod des Patienten und der bestätigten Infektion mit Influenza AH1N1 gibt. Damit sind in Deutschland mit Stand Mittwochabend mindestens neun mit der Schweinegrippe infizierte Menschen gestorben.

Angesichts der steigenden Zahlen an Infizierten wächst der Andrang in Arztpraxen und Impfstellen, wo sich viele Bürger gegen die Schweinegrippe impfen lassen wollen. Auch in den 15 Hamburger Schwerpunktpraxen gab es Schlangen wartender Patienten. Die Zahl der Impfstellen werde in den kommenden Tagen aufgestockt, kündigte die Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hamburg an. Am Dienstag waren sechs speziell für Kinder eingerichtete Impfstellen hinzugekommen.

"Land unter", meldete Dr. Stephan Hofmeister in seiner Praxis an der Papenstraße (Eilbek). Bis zum Nachmittag hatte er mehr als 100 geimpft. Am Vortag waren es um die 70. Sein Appell: Jetzt sollten nur Risikopatienten kommen. "Wer völlig gesund ist, sollte sich noch gedulden", sagt Hofmeister. Auch in Schleswig-Holstein berichten Ärzte von einem Ansturm. Dort bieten 1400 die Impfung an, allein in Norderstedt 18. Dennoch ist die Verunsicherung noch groß. Ulrich Montgomery, Vizepräsident der Bundesärztekammer, wirbt aus "bevölkerungsmedizinischen Gründen" für die Impfung. Nur so könne das Virus gestoppt werden.

Wie gefährlich ist das Virus?

Bisher verlaufen in Deutschland die Erkrankungen meist mild. Sechs Menschen sind hier gestorben. Experten warnen, dass die Zahl schnell steigen könne. Es gibt bisher keine Immunität in der Bevölkerung. Das neue Virus befällt oft Jüngere. Am meisten gefährdet: Risikogruppen.

Wer gehört zur Risikogruppe?

Wer Grundleiden hat, sollte sich vorrangig impfen lassen, dazu zählen chronische Krankheiten der Atemorgane (Asthma, Bronchitis), Herz-, Kreislauf-, Leber-, Nierenerkrankungen, Diabetes, Stoffwechselkrankheiten, MS, Immundefekte, HIV.

Wieso ist Quecksilber im Impfstoff?

In dem in Deutschland verwendeten Impfstoff ("Pandemrix") ist Thiomersal, ein Natriumsalz, das Quecksilber enthält. Der Stoff wird seit 70 Jahren Impfstoffen und Medizinprodukten beigemischt. Er tötet Erreger, hält steril. Manche Länder plädieren dafür, Quecksilber nicht in Impfstoffen zu verwenden. Die Weltgesundheitsorganisation hält dies für eine Vorsichtsmaßnahme. Es geht um knapp 13 Mikrogramm Quecksilber pro Impfdosis. Die achtfache Menge nimmt ein Durchschnittseuropäer wöchentlich über Nahrung zu sich.

Seit wann ist das Virus bekannt?

Es wurde im April nachgewiesen.

Wie viel Zeit vergeht zwischen Ansteckung und Ausbruch?

Wie bei der saisonalen Grippe dauert diese Inkubationszeit ein bis vier Tage. Infizierte können andere anstecken, bevor sie sich krank fühlen.

Was sind die Symptome?

Sie ähneln der einer saisonalen, also "normalen" Grippe: heftiger Beginn mit Fieber über 38 Grad, Husten, Gliederschmerzen, manchmal Erbrechen, Übelkeit, Durchfall.

Wie kann man sich schützen?

Erhöhte Hygiene verringert das Ansteckungsrisiko: regelmäßig Hände waschen, Anhusten und Anniesen vermeiden, Einmaltaschentücher nach Nutzung entsorgen.

Wer informiert?

Individuell berät der Hausarzt. Informationen erteilen auch die Hamburger Gesundheitsbehörde unter der Sondernummer (040/428 37 37 95, Mo-Fr, 9-16 Uhr) und das Bundesgesundheitsministerium (030/346 46 51 00, Mo-Fr 8-18 Uhr).

Wo wird geimpft?

In Hamburg in 15 Praxen. Ab heute auch in sechs Praxen für die spezielle Impfung von Kindern (M. Said, Blankeneser Bahnhofstr. 52; W. Tiedke-Stern, Bramfelder Chaussee 297; C. Hellmann, Öjendorfer Damm 52; A. Akbaba, Gründgensstr. 26; H. Sontheimer, Stoppelfeld 7a, M. Klarczyk, Hammer Steindamm 44).

Alles über die Schweinegrippe unter www.abendblatt.de/schweinegrippe