Tatjana Tosch war eine der Ersten in Hamburg, die den C-Kurs für Kirchenmusik absolvierten.

Tatjana Tosch (49) entdeckte ihre Liebe zur Kirchenmusik in Russland. Die gebürtige Russin aus Kemerowo in Sibirien wuchs in einer musikalischen Familie auf und lernte schon mit acht Jahren Klavier spielen. In Kontakt mit dem Christentum und seiner Musik kam sie erst in der Zeit des Umbruches der ehemaligen Sowjetunion in den 90er-Jahren. Sie wurde katholisch, und als sie 1996 mit ihrer Familie nach Hamburg zog, engagierte sie sich in katholischen Gemeinden in der Hansestadt. Dabei wuchs ihr Wunsch, "vernünftig Orgel spielen zu lernen", sagt sie.

Als das Erzbistum Hamburg 2000 die kirchenmusikalische Ausbildung für Laien - den sogenannten C-Kurs für Kirchenmusik - einführte, fühlte sich Tatjana Tosch sofort angesprochen. Sie informierte sich bei dem Regionalkantor und Leiter des C-Kurses Norbert Hoppermann (38) und begann, für die Aufnahmeprüfung zu üben. Denn um teilzunehmen, müssen die Bewerber einige musikalische Fähigkeiten mitbringen. "Sie müssen Klavierspielen und dabei die Hände unabhängig voneinander einsetzen können", sagt Norbert Hoppermann. In der Aufnahmeprüfung soll das mit einem mehrstimmigen Werk von Johann Sebastian Bach belegt werden. Auch ein klassischer Sonatensatz, das Vom-Blatt-Singen und das Erkennen von Intervallen, Akkorden, Tonleitern und Rhythmen gehört zum Prüfungsinhalt. Ziel der zweijährigen Vollausbildung ist der C-Abschluss als Organist oder Chorleiter.

Tatjana Tosch konnte einige der Ansprüche erfüllen. In Russland hatte sie eine Ausbildung zur Musik- und Klavierlehrerin absolviert, später noch zur Chorleiterin. Auf der Orgel spielte sie allerdings nur zu Übungszwecken, "Russland hat keine große Orgeltradition", sagt sie. Geld verdiente die Tochter einer Musiklehrerin unter anderem als Leiterin eines Kinderchors in Novosibirsk. Sie ging schließlich nach Deutschland, "weil mein Mann Russlanddeutscher ist und hier schon Verwandte leben", sagt die Mutter von drei Kindern. Auch hier blieb sie ihrer Musikliebe treu und arbeitet ehrenamtlich in der Kindertagesstätte St. Joseph in Wandsbek in der musikalischen Früherziehung.

Als sie im November 2000 in der ersten Ausbildungsgruppe begann, musste sie sich erst einmal umstellen: "Ich spielte die Orgel bis dahin nur mit den Händen, doch die Füße gehören dazu, sie spielen auf den Pedalen", sagt Tatjana Tosch.

Insgesamt fühlte sie sich sehr wohl in der Ausbildung: "Unsere Lehrer haben unser Können, das in der Gruppe auf unterschiedlich hohem Niveau lag, immer respektiert."

Orgelspiel und Gesang sind nur zwei der insgesamt dreizehn Fächer, die in der zweijährigen Ausbildung unterrichtet werden. "Nach der Abschlussprüfung sollen die C-Musiker Gemeinden und Chöre begleiten können", sagt Hoppermann. Sie arbeiten ehrenamtlich. "Geschaffen wurde die Ausbildung, weil sich keine Gemeinde im Erzbistum einen hauptamtlichen Kirchenmusiker leisten kann", erklärt der studierte Kirchenmusiker. Seit der Einführung vor acht Jahren haben 35 Kirchenmusiker den Abschluss geschafft, "und alle sind in Gemeinden aktiv", freut sich Norbert Hoppermann. Auch Tatjana Tosch spielt in einer Gemeinde. Für sie ist das Musizieren "ein besonderer Zugang zum Glauben". Mit ihrer Musik möchte sie das auch anderen ermöglichen.

Der neue C-Kurs startet im November 2008, Aufnahmeprüfung ist im Juni. Informationen u. a. zu Kosten bei: Norbert Hoppermann, Erzbistum Hamburg, Danziger Str. 52a, 20099 Hamburg, Tel.: 24 87 72 73 (Do, 13 bis 15 Uhr), E-Mail: hop permann@egv-erzbistum-hh.de