Die Aids-Seelsorge bietet für Teenager Info-Veranstaltungen an. Denn viele wissen erschreckend wenig über das tödliche Virus.

"Wie steckt man sich an?" "Wann merkt man, dass man Aids hat?" "Können sich auch Jugendliche anstecken?" Fragen, die Konfirmandinnen an Pastor Detlev Gause richten. Im Halbkreis sitzen die 13- bis 14-Jährigen im Vorraum der St.-Georgs-Kirche und hören dem Aids-Seelsorger aufmerksam zu. Geduldig und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen erklärt der Theologe ihnen, wie das HI-Virus übertragen wird und dass man mit einem Bluttest feststellt, ob man das Virus in sich trägt. "HIV löst die Immunschwächekrankheit Aids aus", sagt der 56-Jährige in die Runde.

Dass der Pastor so intensiv mit den 13- bis 14-Jährigen spricht, hat seinen Grund. Die Zahlen der Aids-Infizierten sind gestiegen. In Deutschland hat das Robert-Koch-Institut für 2007 insgesamt 2752 HIV-Neuinfektionen registriert, vier Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Zahl der Erstdiagnosen hat sich seit 2001 beständig erhöht. "Viele Jugendliche wissen erschreckend wenig über Aids", hat Pastor Gause bei seiner Arbeit in der Aids-Seelsorge des Ev.-Luth. Kirchenkreisverbandes Hamburg festgestellt. Einige haben sich in der Schule mit dem Thema befasst. "Doch es wird oft vergessen, dass jede Generation neu aufgeklärt werden muss", sagt Detlev Gause.

Deswegen bietet der Pastor gemeinsam mit Diakonin Heide Stauff gezielt Informationsveranstaltungen für Gruppen und Schulklassen rund um das Thema HIV und Aids an. Meistens lädt er zu den Veranstaltungen auch Betroffene ein, die den Jugendlichen von ihrem Leben mit dem HI-Virus erzählen.

Als die Aids-Seelsorge 1994 eingerichtet wurde, war die Diagnose HIV-positiv ein sicheres Todesurteil. Heute haben die Infizierten eine längere Überlebenschance. Denn es gibt Medikamente, die die Schwächung des Immunsystems durch das HI-Virus so weit verhindern, dass eine Infektion nicht sofort tödlich endet. "Heilbar ist Aids aber auch heute nicht", sagt Pastor Gause. Wie sehr die Diagnose das Leben der Betroffenen belastet, weiß der Pastor aus zahlreichen Gesprächen.

"Viele Menschen - vor allem wenn sie noch arbeiten - wagen es nicht, Arbeitskollegen oder der Familie von ihrer Infizierung zu erzählen, weil sie Ausgrenzung befürchten", sagt der Theologe. Andere leiden darunter, dass sie nicht mehr arbeiten können, einsam sind, keinen Partner haben. Die meisten HIV-Positiven sind homosexuell, aber auch Heterosexuelle sind betroffen. "Besonders infizierte Frauen haben mit vielen Vorurteilen zu kämpfen", sagt Pastor Gause. Und so bietet die Aids-Seelsorge auch Gruppentreffen speziell für Frauen an. Hier finden die Betroffenen einen geschützten Raum, in dem sie sich über ihre Probleme austauschen können.

In der Aids-Seelsorge wird jeder so angenommen, wie er ist, egal ob er homo- oder heterosexuell ist. Das gilt auch für den Aids-Gottesdienst einmal im Monat in der St.-Georgs-Kirche. "Hier gibt es auch in der Predigt keine Tabus", so Pastor Gause. Der Gottesdienst ist für viele eine zweite Heimat geworden.


Aids-Seelsorge, Spadenteich 1, St. Georg, Telefon 040/280 44 62, www.aidsseelsorge.de