Weihnachten bei der Familie ist das Normale, doch diese fünf Hamburger werden im Kloster, gemeinsam mit einsamen Menschen, im Restaurant oder auch im Kreißsaal die Geburt von Jesus feiern.

Corinna Schröder (42), Klavierlehrerin: "Mich zieht es an Heiligabend ins Kloster. Zunächst werde ich am Weihnachtsbaum mit meinen Eltern und meinem Bruder feiern. Ich mag die gemütlichen Stunden mit der Familie, doch Weihnachten hat für mich noch eine tiefere Dimension. Die Geburt Jesu ist für mich nicht nur ein Gedenktag. Die Weihnachtsgeschichte erinnert mich auch immer wieder daran, Gott eine Herberge zu geben, ihn neu in mein Leben aufzunehmen. Damit das für mich persönlich Wirklichkeit werden kann, gehe ich zur Christmette in das Kloster der Karmelitinnen auf Finkenwerder. Bei den Schwestern finde ich den Ort der Stille, an dem ich mich Gott widmen kann."

Horst Michaelis (67), Rentner: "Als einer von vielen Ehrenamtlichen helfe ich gemeinsam mit meiner Lebensgefährtin am Weihnachtsabend in der Rathauspassage. Dort veranstaltet die St.-Petri-Gemeinde jedes Jahr eine Weihnachtsfeier für Einsame und Alleinstehende. Unter den etwa 120 Gästen sind auch Migranten und Obdachlose. An festlich gedeckten Tischen servieren wir das Essen. Dazu gibt es ein kleines Programm vom Jongleur übers Basteln und Weihnachtsliedersingen bis zur kleinen Bescherung. Ich bringe gerne meine Zeit hier ein, denn man spürt, dass die Menschen sich darüber freuen, und man bekommt etwas zurück."

Wilfried Kopf (51), Oberkellner im Hotel Atlantic: "Zu unserem Fünf-Gänge-Menü an Heiligabend kommen rund 150 Gäste, meist Stammgäste. Es herrscht eine tolle festliche Stimmung. Als Restaurantleiter habe ich das Weihnachtsmenü im Atlantic eingeführt, es fand schnell große Resonanz. Ich bin es gewohnt, Weihnachten zu arbeiten, und ich tue das gerne. Es kommt ein tolles Publikum, und es ist schön zu sehen, wie wohl sich die Gäste fühlen. Meine drei Kinder und meine Frau sind auch gut versorgt, sie feiern bei den Eltern meiner Frau in Holland."

Peter Gilles (56), Küster in der Kirchengemeinde Hamburg-Hamm: "Wir feiern Heiligabend mit Alleinstehenden, zumeist älteren Menschen, ein gemeinsames Fest. Es beginnt nach dem Gottesdienst in der Pauluskirche. Im Gemeindehaus gibt es ein großes Festessen mit Ente und Rotkohl, und meine Frau und ich besorgen auch kleine Geschenke für unsere rund 15 Gäste. Als die Diakonin für Altenarbeit aufhörte, haben meine Frau und ich beschlossen, das Weihnachtsessen weiterzuführen. Wir sind gerne für diejenigen da, die sonst allein wären, möchten sie in die Gemeinschaft holen. Auch unsere Kinder (24 und 16) sind mit dabei. Es erfüllt uns mit Freude, wenn die Gäste glücklich sind und zum Schluss im Inneren wieder etwas gestärkt nach Hause gehen."

Juliane Crummenerl (55), Hebamme in der Asklepios-Klinik Nord: "Ich habe schon an vielen Weihnachtsabenden gearbeitet. Der Kreißsaal ist dann schön geschmückt, früher auch mit Kerzen, das ist jetzt nicht mehr erlaubt. Im Hebammen-Zimmer gibt es gutes Essen. Die Frauen wollen natürlich nicht unbedingt an Heiligabend gebären, aber für mich ist es schon etwas Besonderes, an diesem Tag einen Säugling im Arm zu halten. Ich empfinde dann tiefe Freude darüber, dass sich alles Leben wiederholt, und erinnere mich an die Geburt Christi. Für mich ist jedes Kind ein Christkind im übertragenen Sinne, eben Gottes Schöpfung. Von daher ist eigentlich jeder Tag im Kreißsaal ein wenig wie Weihnachten."