Bauhaus: Das Design ist längst Kult. Doch manche Möbel tragen das Etikett zu Unrecht.

Auch Möbel können ihrer Zeit voraus sein. Dafür stehen beispielsweise die Anfang des 20. Jahrhunderts am Bauhaus in Weimar und später in Dessau entworfenen Modelle, die ihre besondere Ausstrahlung bis in diese Zeit bewahrt haben. Dort entwickelte Stahlrohrmöbel von Marcel Breuer oder Ludwig Mies van der Rohe zählen zu den Klassikern der Moderne. Sie haben längst Eingang in Museen gefunden, und Hersteller wie Thonet und Tecta produzieren sie. "Käufer von Bauhausmöbeln sind meist an Design interessierte Besserverdienende", sagt Susanne Korn vom Hersteller Thonet. In den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts seien die Stahlrohrmöbel vor allem bei Intellektuellen beliebt gewesen. Die breite Masse der Käufer habe sich zu jener Zeit mit dem Aussehen der Metallmöbel nicht anfreunden können. Kult sind die Bauhaus-Klassiker erst in den 80er-Jahren geworden. "Das Avantgarde-Design am Bauhaus hat ursprünglich nicht den Geschmack breiter Schichten getroffen", sagt auch Christian Wolsdorf. Er hat die Ausstellung "Bauhaus-Möbel - Eine Legende wird besichtigt" am Bauhaus-Archiv Museum für Gestaltung in Berlin vorbereitet (zu sehen bis zum 10. März). Längst müsse der Begriff Bauhaus für Vieles herhalten, so Wolsdorf. Da werde Verschiedenes in einen Topf geworfen, was mit der Idee des Bauhauses nichts zu tun habe. Beispielsweise fänden sich im Internet als Bauhausmöbel angebotene Stücke etwa von Le Corbusier oder Gerrit Thomas Rietveld. Dabei gehörten beide nicht zum Bauhaus - und damit auch nicht ihre Entwürfe, erläutert Werner Möller von der Stiftung Bauhaus in Dessau. Denn eng gefasst dürfe ein Möbel nur dann Bauhausmöbel genannt werden, wenn ein Lehrer oder Schüler der Schule es zwischen 1919 und 1933 entwickelt hat. Bauhaus-Klassiker sind vor allem Stahlrohrstühle, besonders die berühmten Freischwinger. "Als deren Erfinder gilt Marcel Breuer", sagt Christian Drescher vom Hersteller Tecta in Lauenförde (Niedersachsen). Viele als Bauhaus-Klassiker gehandelte Objekte werden bis heute produziert oder sind neu aufgelegt worden. (gms) Bauhaus-Archiv Museum, Klingelhöferstr. 14, 10785 Berlin, Telefon (030) 254 00 20. Bauhaus-Möbel führen z. B. Cramer Möbel, Marks Einrichtungen, Gärtner und Beckmann.