Solange die Wirtschaft boomte, hatte japanische Architektur keine Konjunktur im Land der aufgehenden Sonne: Man baute westlich. Das änderte sich schlagartig mit dem Niedergang der Wirtschaft im Jahre 1999. In der Krise besannen sich die Japaner auf ihre eigene Kultur - und damit auch auf Tradition und Ästhetik. So lautet die These der Autorin Michiko Rico Nose, die sie mit zahlreichen Fotos nachweist. 40 Beispiele, wie japanische Architekten Tradition und Moderne verbinden, werden vorgestellt. Architektur, von der der in beengten Verhältnissen lebende japanische Otto-Normal-Verbraucher nur träumt. Michiko Rico Nose zeigt Häuser und Gärten, die eine Symbiose mit westlicher Ästhetik eingegangen sind. Für japanische Architekten ist es eine faszinierende Aufgabe, sich mit der eigenen Kultur auseinanderzusetzen und die Unterschiede zum Westen herauszuarbeiten. Leser, die den puristischen japanischen Einrichtungsstil schätzen, finden in diesem prachtvoll bebilderten Buch faszinierende Anregungen. Für andere ist die Lektüre vor allem ein ästhetisches Vergnügen, die Einblicke in eine andere Wohnkultur gewährt. (hst) Michiko Rico Nose, Michael Freeman: Wohnarchitektur in Japan - klassisch, modern, individuell. Callwey Verlag, 56 Euro.