29 dreijährige Vollblüter bewerben sich um einen Startplatz, aber 20 dürfen am 1. Juli nur laufen.

Hamburg. Aufbruchstimmung in Horn! Nicht nur weil auf Deutschlands Derbybahn vom kommenden Sonnabend an sieben spannende Renntage auf dem Programm stehen. Sondern auch weil die Hansestadt mit der grundsätzlichen Standortentscheidung für das traditionsreiche Hippodrom im Südosten Hamburgs Hoffnung keimen lässt. Zwar sind Details noch ungelöst, doch steht mehr denn je fest: Horn und das Deutsche Derby haben Zukunft.

So gesehen, kommt mit der Perspektive einer Doppelrennbahn für Galopper wie Traber doppelt Freude auf. Die ob idealer Rahmenbedingungen noch wächst: Im Gegensatz zu 2006 mit der Fußball-WM und 2008 mit der EM gibt es keine harte Konkurrenz. Zudem hat die Bundesliga Pause, und die Schulferien beginnen erst später. Spielt das Wetter halbwegs mit, werden bis zum 1. Juli mehr als 60 000 Turffreunde und Seh-Leute gen Horner Moor pilgern und jenes typische Ambiente zaubern, das Hamburg-Horn weit über die Tore der Stadt hinaus auszeichnet.

Somit hat der ehrwürdige Hamburger Renn-Club unter dem Vorsitz des Arbeitsrechtlers Eugen-Andreas Wahler eine erstklassige Chance, nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich auf der Siegerstraße zum Ziel zu kommen. Der Verein hat das Gros seiner Schulden - 2002 waren es noch rund 2,2 Millionen Euro - in einem immensen Kraftakt abgebaut. Der eine oder andere neue Sponsor konnte verbucht werden, und eine Aufsehen erregende Aktion im Bereich "Kunst & Pferd" sorgt dafür, dass die Derbywoche in der Stadt mal ganz anders in Szene gesetzt wird.

Betont defensiv wird mit einem Wettumsatz von 4,2 Millionen Euro kalkuliert. So wie im Vorjahr, als das (Fußball)-Sommermärchen etliche Zuschauer vom Rennbahnbesuch abhielt. Das ist diesmal ganz anders - vielleicht bleibt nach dem letzten Rennen gar etwas übrig.

Das wäre auch ein Signal an die Politik, mit ihrer Entscheidung pro Kombibahn in Horn aufs richtige Pferd gesetzt zu haben. Und es wäre ein Anlass, zwischen Waagegebäude und Führring mal wieder die Korken knallen zu lassen. In Einklang zur gewohnt famosen Stimmung auf dem Hippodrom. Von wegen hanseatisch unterkühlt . . .

Geradezu sizilianische Temperamentswallungen faszinieren, wenn die Vollblüter am ersten Julisonntag zum 138. BMW Deutsches Derby in die Startmaschine rücken. Wenn das Feld dann vor den Tribünen gen Wandsbeker Bogen prescht, pflegt der kollektive Aufschrei höchster Begeisterung, der so genannte "Horn-Roar", Gänsehautgefühle zu produzieren.

Zumal der Wettstreit um das Blaue Band des Jahrgangsbesten der dreijährigen Galopper in diesem Jahr offen wie lange nicht mehr zu sein scheint.

Beim letzten Streichungstermin am Montag blieben noch 29 Pferde stehen. Das Derby-Reglement lässt jedoch nur 20 Starter zu, um letztlich die Chancengleichheit zu gewährleisten. Die Erfahrung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass in den zwei Wochen vor dem Derby noch einige Vollblüter von den Trainern oder Besitzern abgemeldet werden.

Der Weg nach Hamburg führte über vier Stationen. In München-Riem, in Dresden, in Köln und vor drei Tagen in Bremen haben sich die Kandidaten vorgestellt. Daraus hat sich ein klarer Favorit in diesem Jahr nicht herauskristallisiert.

Bisher wollen 21 Pferde aus Deutschland und acht aus dem Ausland den Kampf um das Blaue Band und um Preisgelder in Höhe von insgesamt 1 052 400 Euro aufnehmen. Sieben Pferde hat Trainer Andreas Wöhler noch im Rennen, darunter den im Bremer Trial am Sonntag erfolgreichen Hengst Waldvogel und den Union-Dritten Conillon.

Mit einem chancenreichen Quartett wartet Peter Schiergen auf. Zwei Pferde haben gerade eines der vier Vorbereitungsrennen gewonnen: Axxos das Kölner Oppenheim-Union-Rennen, Lovely Tiger den Freiberger Premium-Preis in Dresden-Seidnitz. Drei Starter hat Gestüt Schlenderhans neuer Privattrainer Jens Hirschberger angegeben.

Sechs der acht Ausländer stehen beim irischen Trainer Aidan O'Brien. Weil aber am Tag des BMW Deutschen Derbys auch das Irische Derby entschieden wird, scheint der Start eines dieser Vollblüter mehr als fraglich.

Die anderen ausländischen Galopper sind Eastern Anthem vom Godolphin Management in England, hinter dem das Rennstall-Imperium von Scheich Mohammed al Maktoum aus Dubai steht und der Union-Zweite Appel Au Maitre aus dem Stall des Norwegers Wido Neuroth.

Georg Baron von Ullmanns El Comodin und der Schlenderhaner Arrak (Trainer A. Fabre/Frankreich) wurden am Montag kurzfristig noch zurückgezogen.