Hohe ausländische Beteiligung. Interview mit dem Präsidenten des HRC.

ABENDBLATT: Herr Wahler, Glückwunsch! 2006 saß der Hamburger Rennclub noch auf 2,2 Millionen Euro Schulden. Sie haben ihn durchsaniert. Jetzt steht er wiedererstarkt da, als einziger schuldenfreier Galopprennclub Deutschlands. Wird jetzt auch beim 138. Derby ein neuer Wind wehen?

Wahler: Es wird spannender für alle. Durch neue Sponsoren - zum Beispiel ermöglicht der Scheich von Quatar ein Rennen mit arabischen Vollblutpferden - und ein paar frische Neuerungen wie das "Rennen des Tages" sowie lukrativere Wettmöglichkeiten. Außerdem gibt es on Top einen Jackpot im Wert von mehr als 100 000 Euro und zudem kann man einen BMW gewinnen.

ABENDBLATT: Der Wettstreit um das Blaue Band ist erstmals mit mehr als einer Million Euro dotiert. Was hat der Besucher davon?

Wahler: Er wird mehr und leistungsstärkere Pferde am Start sehen, die die hohen Preisgelder gewinnen sollen. Und je mehr chancenreiche Pferde in den Rennen laufen, desto mehr Leute wetten auch und zahlen ein. So wird die Quote, die sie gewinnen können, automatisch höher.

ABENDBLATT: In rund 80 Rennen gehen mehr als 800 Pferde an den Start, ein guter Teil davon aus dem Ausland. Wie hat man die hergelockt?

Wahler: Ganz klar: mit Geld. Es ist der Motor, der Weltklassepferde holt. Und schließlich ist ja auch ein Sieg gegen hervorragende Pferde in einer weit gefassten, internationalen Konkurrenz mit traditionell starken Nationen wie England und Irland mehr wert als einer in einem schwächer besetzten Feld.

ABENDBLATT: Was bedeutet das fürs Prestige des Deutschen Derbys?

Wahler: Ausländische Beteiligung wertet unser Derby auf. Wir haben es für potenzielle Starter übrigens erleichtert und die Nennungsfrist verkürzt, von 24 auf jetzt 12 Monate. Im Deutschen Derby starten ja nur Dreijährige. Wer kann schon voraussehen, ob sein Einjähriger in zwei Jahren beim Derby eine Chance hätte?

ABENDBLATT: Wie funktioniert das "Rennen des Tages"?

Wahler: An jedem der sieben Derbytage wird ein "Rennen des Tages" ausgewählt, in dem besonders viele Pferde am Start sind. Man kann eine Viererwette abschließen, die hochinteressante Quoten bringt. Alle, die bis dahin auf Sieg gesetzt und gewonnen haben, können dabei den erwähnten Jackpot oder ein Auto gewinnen.

ABENDBLATT: Das Derby in Hamburg ist das wichtigste Galopp-Event, das bedeutendste und teuerste Rennen Deutschlands. Wie wird es international angesehen?

Wahler: Auch international wird das Derby nicht nur wegen der hohen Dotierung interessanter. In den führenden Rennnationen England, Irland und Frankreich waren die Pferde vor zehn Jahren einfach noch besser. In den vergangenen zwei, drei Jahren hat die deutsche Zucht aber einen so unwahrscheinlichen Sprung nach vorne gemacht, dass sie sich mit diesen Spitzenländern absolut vergleichen kann.

ABENDBLATT: Bis wohin kann das Deutsche Derby seine ehrgeizigen Ziele treiben?

Wahler: Alles, was wir jetzt neu in Gang gesetzt haben, wird es attraktiver machen. Insgesamt wollen wir es für alle immer moderner und besser gestalten, um den Ansprüchen der Zukunft gerecht zu werden. Dem Besucher soll ein schöneres, zeitgemäßes und bequemeres Derby geboten werden. Das ist ja auch eines unserer Ziele bei der Planung der Doppelrennbahn für Galopper und Traber.

ABENDBLATT: Gerade sind die Weichen für Horn als Doppelrennbahn gestellt worden. Eine gute Wahl?

Wahler: Ja, weil der Umbau im Sommer 2009 fertig sein könnte und nicht erst in fünf bis sieben Jahren.

ABENDBLATT: Einen zusätzlichen Reiz beim Deutschen Derby bieten die neuen Wildcards.

Wahler: Es könnte ja passieren, dass ein Pferdebesitzer vier Wochen vor Rennbeginn glaubt, dass er ein Jahrhundertpferd an den Start schicken könnte - nur Pech, dass er seinen Hoffnungsträger nicht genannt hat. Denn das hätte er ja schon vor fast einem Jahr machen müssen. Für diesen Fall gibt es Wildcards. Wir als Veranstalter können dem Publikum so die Attraktion eines zusätzlichen potenten Konkurrenten bieten, und der Besitzer kann sich freuen, dass sein Pferd im Derby starten darf; ein Derbysieg wertet ein Pferd als Zuchttier ja erheblich auf. Allerdings werden wir nur maximal zwei Wildcards pro Derby vergeben, wobei das Nenngeld zehnmal so hoch sein wird wie das übliche: so 50 000 bis 60 000 Euro werden die Besitzer da hinlegen müssen.