Automobilausstellung: Reden vom Sparen, Träumen von Chrom und vielen PS - alles wie gehabt in Frankfurt. Benzinpreisrekorden zum Trotz: Im Rampenlicht drehen sich Mercedes, Porsche, Bentley. Neue Konzepte mit alternativen Antrieben stehen in der zweiten Reihe.

Frankfurt/Main. Draußen vor dem Haupttor steht Greenpeace und hat mal wieder ein kleines gelbes Drei-Liter-Auto nebst großem Transparent dabei. Es geht den Umweltschützern um sparsame Mobilität. Und die, glauben die Öko-Kämpfer, finde sich traditionell nun mal nicht in den Frankfurter Messehallen, wenn dort alle zwei Jahre die Automobilbranche ihr weltweit größtes Stelldichein feiert.

Die Internationale Automobilaustellung (IAA) gilt als Showbühne und Marktplatz, als Trendsetter und Stimmungsbarometer. Und wie ist die Gemütslage Anno 2005, wo die Benzinpreise neue Rekordmarken erklimmen, die Bürger Einschnitte bei der Pendlerpauschale fürchten und die Debatte sich in puncto Fortbewegung plötzlich nur noch um Hybrid-Antriebe oder Biodiesel zu drehen scheint?

Die Antwort: Es ist - eigentlich wie immer. Das heißt, daß es in Frankfurt nach wie vor nur sekundär um alternative Antriebe geht. Dort, wo man überhaupt neue Konzepte zeigt, stehen sie in zweiter oder dritter Reihe. Und nicht immer sind sich die zahlreich vertretenen Experten ganz sicher, ob in jenen Studien, auf denen "sparsam" draufsteht, wirklich schon funktionierende Technik drinsteckt.

Statt dessen drehen sich Autos wie die neue S-Klasse von Mercedes, der Porsche Cayman, Audis nobler Siebensitzer Q7 und das schmucke VW-Cabrio Eos im Rampenlicht. Alles Modelle, die Kaufanreize auf hohem Niveau schaffen sollen. Die Branche setzt also mehr auf Design und Zusatzfunktionen als auf reine Funktionalität. Auto-Tycoon Bob Lutz, heute in Diensten von General Motors, meint dazu: "Man kann sich eine Uhr für fünf Euro kaufen oder eine für 10 000 Euro. Beide zeigen die Zeit an. Aber nur zu der Uhr für 10 000 Euro wird man eine emotionale Beziehung aufbauen." Ganz ähnlich sei es mit den Autos.

Doch das ist vielleicht zu kurz gedacht. Denn während Toyota mit den Hybrid-Modellen Prius sowie zwei entsprechenden Lexus-Varianten als Pionier des Zukunftsantriebs gefeiert wird, stehen andere Hersteller, darunter die aus Deutschland, imagemäßig ziemlich im Regen. Denn sie haben das Thema Sparsamkeit durch neue Technologien ebenso unterschätzt wie einst den Rußpartikelfilter, den angeblich niemand hätte haben wollen - und der nun allerorten verlangt wird, aber noch immer nicht flächendeckend geliefert werden kann.

"Kein Hersteller kommt um das Thema Hybrid herum", sagt etwa der Autoexperte der Deutschen Bank, Eric Heymann. "Es ist ein neuer Trend, der von den hohen Benzinpreisen getrieben wird." Die Hybrid-Welle beginnt zu rollen und erfaßt nun auch die deutschen Hersteller, die sich eilig zu Konsortien zusammenschließen, um noch schnell auf den Zug aufspringen zu können. DaimlerChrysler etwa präsentiert auf der IAA zwei Konzeptfahrzeuge der neuen S-Klasse mit Hybrid-Antrieb, einen Diesel und einen Benziner. Audi will den neuen sportlichen (aber als Benziner oder Diesel auch recht durstigen) Q7 von 2008 an in Serie als Hybrid fertigen. Bei BMW geht es vorrangig um Neuheiten wie den 130i, das Z4 Coupe, den stärksten V8-Diesel der Welt und einen Zehnzylindermotor in der M-Reihe. Doch immerhin ist auch ein X3 mit Hybridtechnologie zu sehen, der womöglich noch vor 2007 in Serie gehen könnte. Selbst der Sportwagen Cayenne von Porsche soll bis Ende des Jahrzehnts mit dem Doppel-Motor ausgerüstet sein.

Doch selbst wenn vom Sparen viel geredet wird - den Blick auf dieser Messe fesselt anderes: Männerträume in Lack und Chrom, mit möglichst viel PS unter der Haube und netten technischen Spielereien im Zubehörprogramm. Freilich, man kann zu Recht die Frage stellen, wozu man ein Serienauto mit 560 PS braucht, das mehr als 300 km/h schnell ist. Trotzdem wird der Bentley Continental Flying Spur mit Sicherheit eines der meistbeachteten Modelle sein.

Blickfänger sind auch die "Sports Utility Vehicles" (SUV) genannten komfortablen Geländewagen. Audi läßt mit dem Q7 die Muskeln spielen, Mercedes-Chef Dieter Zetsche feiert seinen ML 63 AMG (510 PS) als "stärksten Serien-SUV der Welt". Nicht unerwartet kommt angesichts solcher Zahlen die Kritik des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), der den deutschen Herstellern vorwirft, keine geeigneten Antworten auf die hohen Spritpreise und die Klimaprobleme zu geben.

In Richtung einer Lösung dieses Problems könnten die kleineren Spaß-Geländewagen gehen. Mit geringeren Einstiegspreisen und günstigerem Verbrauch dürften sie eher den Bedürfnissen der Zeit entsprechen. Dort spielt die Neuauflage des Toyota RAV4 eine gewichtige Rolle. Suzuki enthüllt die Neuauflage des Grand Vitara, und Opel zeigt mit der Studie Antara GTC in relativ konkreten Ansätzen, wie der Nachfolger des Frontera aussehen könnte.

Sicher ist eines: Die erwarteten eine Million Besucher auf der IAA werden einmal mehr den Spagat zwischen Vernunft und Vergnügen machen müssen. Vermutlich wird in Frankfurt das Vergnügen gewinnen, daheim aber wieder die Vernunft siegen.