Kommentar: Deutsche Autoindustrie

Sie ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft - die Autoindustrie, die jetzt wieder auf der Leistungsschau IAA ihre Muskeln spielen läßt. Jeder siebte Arbeitsplatz hängt an ihr. VW, Mercedes, BMW, Opel und Porsche sind Taktgeber für die heimische Konjunktur. Geraten diese Konzerne ins Schlingern, kommt die gesamte Volkswirtschaft vom Erfolgspfad ab. Nun wäre es übertrieben, die Probleme einzelner Autohersteller für Deutschlands Fahrt auf der ökonomischen Standspur verantwortlich zu machen. Doch die Schwierigkeiten - vor allem bei VW und Mercedes - sind beispielhaft für das Leiden des gesamten Standorts.

Über viele Jahre haben beide Automarken nicht zuletzt von ihrem guten Namen gelebt. Der Preis spielte lange Zeit nur eine untergeordnete Rolle. Für "Made in Germany" war man bereit, mehr zu bezahlen. Bevor sie kamen: die Qualitätsprobleme, die Managementfehler à la Jürgen Schrempp und die pfiffige Konkurrenz aus dem Ausland mit ihren sparsamen, zuverlässigen und oftmals deutlich günstigeren Modellen. Für Mercedes und VW wird es schwierig, wieder auf die Überholspur zu fahren. Doch aussichtslos scheint dieses Unterfangen keinesfalls.

Selbstverständlich muß das Preis-Leistungs-Verhältnis besser werden. Daß die Konzerne dabei auch bei den üppigen Haustarifen kürzen müssen, steht wohl außer Frage. Aber auch die Manager müssen sich wandeln. Nicht länger dürfen sie Entwicklungen wie Hybridmotoren oder Dieselrußfilter verschlafen. Und sie müssen wieder mehr verkaufen als Stahl, Kunststoff und Reifen, gepaart mit mehr oder weniger aufwendiger Technik. Visionen, Gefühl und Charme - auch sie gehören zu einem modernen Auto. Porsche und BMW haben gezeigt, wie das geht.