Abschied von Johannes Paul II. Zur Beisetzung am Freitag kommen Staats- und Regierungschefs aus aller Welt.

Vatikan-Stadt. In einer bewegenden Zeremonie ist gestern der Leichnam des Papstes im Petersdom aufgebahrt worden. Dort können bis zum Freitag die Gläubigen von dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche Abschied nehmen. Gefolgt von Kardinälen, Bischöfen und anderen Würdenträgern wurde der tote Johannes Paul II. durch die mit Fresken geschmückten Gänge des Papstpalastes getragen. Dann ging es die marmornen Stufen hinab zum Petersplatz, wo sich mehr als 100 000 Menschen versammelt hatten, um einen letzten Blick auf den Papst zu werfen. Vatikan-Sprecher Joaquin Navarro-Valls sagte, die Gläubigen sollten Tag und Nacht Gelegenheit haben, sich von ihrem Oberhaupt zu verabschieden.

Bis zu zwei Millionen Pilger und Trauergäste werden am Freitag in Rom erwartet, so viele wie noch nie in der Geschichte des Vatikans. Dann wird der Papst um 10 Uhr in der Krypta des Petersdoms beigesetzt. Damit sind auch Spekulationen beendet, daß der polnische Papst möglicherweise in seiner Heimat beerdigt werden könnte. Die Trauermesse auf dem Petersplatz wird vom deutschen Kardinal Joseph Ratzinger geleitet. So hat es das Kardinalskollegium gestern beschlossen.

Zur Beisetzung werden neben hohen religiösen Würdenträgern aus aller Welt allein bis zu 200 Staats- und Regierungschefs erwartet, darunter Uno-Generalsekretär Kofi Annan, US-Präsident George W. Bush und der britische Thronfolger Prinz Charles, der seine Hochzeit um einen Tag verschoben hat. Aus Deutschland werden Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) und die CDU-Vorsitzende Angela Merkel anreisen. Tausende Polizisten sind bereits jetzt im Einsatz.

Der Termin für den Beginn der Papstwahl wurde vom Kardinalskollegium zunächst noch nicht festgelegt. Nach Kirchenrecht muß das Konklave frühestens 15, spätestens 20 Tage nach dem Papsttod beginnen. Die Kardinäle treffen sich in den kommenden Tagen zu weiteren Sitzungen.

REQUIEM IN HAMBURG

Für den Papst soll morgen (18.15 Uhr) ein Pontifikalrequiem in der Hamburger Domkirche St. Marien gehalten werden. Zu dem Gottesdienst mit Erzbischof Werner Thissen und Weihbischof Norbert Werbs (Schwerin) werden auch Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und Schleswig-Holsteins geschäftsführende Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) erwartet. (epd)