Neuer Papst: 117 Kardinäle haben die Aufgabe zu wählen.

Hamburg/Rom. Ein neuer Papst wird vom Konklave der Kardinäle gewählt. Allein diese nach dem Papst höchsten katholischen Würdenträger sind dazu berechtigt. Zur Zeit gibt es weltweit 183 Kardinäle. Für die Wahl eines Papstes sehen die Regeln des Vatikans allerdings eine Altersgrenze vor: Sie liegt bei 80 Jahren. 117 der Kardinäle erfüllen diese Voraussetzung.

Theoretisch braucht man jedoch kein Kardinal zu sein, um zum Papst gewählt werden zu können. Im Grunde reicht es aus, ein männlicher Katholik mit gutem Leumund zu sein. In der Praxis jedoch wird die Wahl unter den teilnehmenden Kardinälen des Konklaves ausgetragen.

Einige dieser Kardinäle empfehlen sich dafür durch hohe Posten in der Kirchenhierarchie und die damit verbundene Hausmacht. Andere durch klare theologische Positionen. Es gibt Forderungen nach einem reformfreudigen Papst, der die großen Probleme der katholischen Kirche lösen könnte. Andere verlangen, es solle einen südamerikanischen Papst geben, da dieser Kontinent bereits die Hälfte der Katholiken stellt.

Folgende 14 Kandidaten haben besonders gute Chancen, gewählt zu werden, doch einen eindeutigen Favoriten gibt es nicht.

FRANCIS ARINZE Der 72jährige aus Nigeria war rund 20 Jahre lang Spezialist für die Beziehungen zum Islam - eine Frage, mit der sich auch der nächste Papst beschäftigen muß. Die Wahl eines afrikanischen Papstes wäre kirchengeschichtlich jedoch eine Sensation. Arinze machte eine steile Karriere in der Kirche, wurde mit 32 Jahren Bischof. Mit 52 war er Kardinal und einer der mächtigsten Kirchenvertreter Afrikas.

JORGE MARIO BERGOGLIO Der 68jährige Argentinier ist Kardinal von Buenos Aires und einflußreicher Jesuit. Er gilt als reserviert und bescheiden. Bevor er sich für das Priesteramt entschloß, studierte er Chemie. Soll der Vereinigung "Communion and Liberation" nahestehen - einer konservativen Bewegung, mit denen Johannes Paul II. den Einfluß der Kirche stärken wollte.

DARIO C. HOYOS Der 75 Jahre alte Kolumbianer gilt als einer der erfahrensten Kandidaten und ist Experten zufolge im richtigen Alter. Der Kardinal spielte eine herausragende Rolle beim Kampf gegen die Befreiungstheologie in Lateinamerika. Galt als einer der loyalsten Anhänger des verstorbenen Papstes.

GODFRIED DANNEELS Er stammt aus Belgien - der 71jährige ist Erzbischof von Brüssel. Gilt als moderat. Hat bei den jüngsten Synoden führende Rollen übernommen und sich in vielen Fragen wie Vatikan-Ämter für Frauen offener als Johannes Paul II. gezeigt.

IVAN DIAS 64 Jahre alt - wurde in Bombay geboren und ist heute Erzbischof der indischen Hafenstadt. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er jedoch außerhalb Indiens. Er studierte in Rom und war im diplomatischen Dienst des Vatikans in Ghana, Südkorea und später in Albanien. Hat in vielen Reden die konservativen Lehren der Kirche zu Moral, Abtreibung und Homosexualität verteidigt.

CLAUDIO HUMMES Der 70jährige ist Erzbischof von São Paulo. Galt einst als Rebell, steht heute jedoch in dem Ruf, moderat bis konservativ zu sein. Erteilte einst während seiner Messen Gewerkschaftssprechern das Wort. Gilt als "Verteidiger der Armen". Kritisierte Regierungen für hohe Arbeitslosenraten, sprach sich jedoch für Privatbesitz aus.

JOSÉ DA CRUZ POLICARPO Der 69jährige aus Portugal hat - bis auf seine Studienzeit in Rom - sein gesamtes bisheriges Leben in seinem heimatland verbracht und ist den Gläubigen außerhalb des Landes relativ unbekannt. Unter den Kardinälen soll er seit langem als Nachfolger gehandelt werden. 1936 wurde er nahe Lissabon geboren, gilt als moderat, setzt sich für den Dialog mit Nichtchristen ein.

JOSEPH RATZINGER Der bald 78jährige Kardinal aus Deutschland gilt als Prototyp des konservativen Hardliners und Wächters über die strikte Kirchendoktrin. Seit 1981 ist er Präfekt der Glaubenskongregation, der Nachfolgebehörde der Inquisition. Verfügt über einen äußerst scharfen Verstand. Brachte mit seinen Ansichten immer wieder liberale Katholiken und Angehörige anderer Religionen gegen sich auf.

GIOVANNI BATTISTA RE Der 71jährige Italiener gilt als einer der besten Vatikan-Kenner und engsten Vertrauten des verstorbenen Pontifex. Diente seit 1979 elf Jahre lang als Kardinalstaatssekretär. Seit 2000 ist er Vorsitzender der Bischofskongregation. Arbeitet oft 16 Stunden am Tag.

OSCAR A. R. MARADIAGA Der Kardinal aus Honduras ist mit 62 Jahren einer der jüngsten Teilnehmer des Konklaves. Nach Meinung vieler Experten idealer Kandidat, jedoch zu jung, da die Kardinäle nicht wieder ein so langes Pontifikat wünschen. Spricht fünf Fremdsprachen, kämpft für soziale Gerechtigkeit.

CHRISTOPH SCHÖNBORN Der 60jährige Österreicher ist Erzbischof von Wien. Er gilt wegen seines Intellekts, seiner Sprach- und Kommunikationsfähigkeiten, Vorliebe für Philosophie und seines tiefen Glaubens als guter Kandidat, jedoch ebenso wie Maradiaga als sehr jung für einen Papst-Kandidaten.

ANGELO SODANO Der Italiener ist der Top-Diplomat des Vatikans, zu Lebzeiten des Papstes war er der zweithöchste Mann im Kirchenstaat. Der 77jährige kommt aus dem diplomatischen Dienst, war unter anderem in Chile tätigt. Johannes Paul II. holte ihn 1988 nach Rom. Er gilt als konservativ.

DIONIGI TETTAMANZI Der 71jährige gilt als aussichtsreichster italienischer Kandidat für die Nachfolge. Auch bei den Buchmachern wird er hoch gehandelt. Er ist derzeit Kardinal-Erzbischof von Mailand. Der "kleine Lombarde" hat viele Freunde und wenige Feinde. Er gilt als konservativer Intellektueller.

CAMILLO RUINI Der 74jährige Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz ist Generalvikar der römischen Diözese. Der langjährige enge Vertraute von Johannes Paul II. gilt als moderat und politisch hoch gebildet. Er ist Kanzler der Lateran-Universität; auch untersteht ihm die Lateran-Basilika im Vatikan.