Zeremonie: Kardinäle, Bischöfe und Priester begleiteten ihr totes Oberhaupt in den Petersdom. Zehntausende bildeten das Spalier.

Vatikanstadt. Hier fuhr er mit seinem Papamobil durch die jubelnde Menge, hier wurde er angeschossen: Auch sein letzter Weg führte Papst Johannes Paul II. gestern über den Petersplatz. In einer ergreifenden Zeremonie wurde der Leichnam des toten Papstes aus dem Vatikan in den Petersdom überführt. Zu gesungenen Psalmen und Litaneien in der Kirchensprache Latein begleiteten die Kardinäle, Bischöfe und Priester ihr totes Oberhaupt auf seinem letzten Weg durch die historischen Gänge und Säle des Apostolischen Palastes. Vor dem Papstaltar unter der Kuppel Michelangelos wurde Johannes Paul II. auf einem Katafalk niedergelegt. Dort können die Gläubigen bis zu seiner Beisetzung am Freitag von ihm Abschied nehmen.

In der "Capella Clementina" im zweiten Stockwerk des Vatikan-Palastes segnete der Camerlengo (Kämmerer) der Kirche, der spanische Kardinal Eduardo Martinez Somalo, noch einmal den toten Pontifex. Dort hatten am Sonntag Bischöfe und Prälaten der Kurie, die Staats- und Regierungsspitze Italiens und das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Corps von ihm Abschied genommen. Tags darauf hatten dann Tausende Mitarbeiter des Vatikans samt Großfamilien und Ordensleute Roms die Gelegenheit, ihren Papst noch einmal in seinem Haus zu sehen.

Zwölf Männer nahmen nach dem Segen des Camerlengo die offene Bahre mit dem Toten auf die Schultern und trugen ihn durch die Gänge des Apostolischen Palastes. Flankiert wurde der Trauerzug von Schweizergardisten und den Beichtvätern des Petersdoms. Über die berühmte "Königstreppe" Berninis, stieg der Zug hinab zum Bronzetor und auf den Petersplatz.

Lauter Applaus brandete auf, als die vom Camerlengo und dem päpstlichen Zeremonienmeister angeführte Totenprozession den Platz betrat - eine letzte Würdigung und Dank für den Papst, der die Weltkirche über 26 Jahre lang geleitet hat. Schon seit Stunden hatten dort Zehntausende gewartet, um die Überführung zu sehen und einen letzten Blick auf den Papst werfen zu können. Auf Großleinwänden konnten sie die Prozession innerhalb des Palastes verfolgen.

"Lieber Papst, auch von uns zwei Sündern ein Gebet, das dich auf dem Weg zum Haus des Vaters begleitet. Sei umarmt. Benedetto und Salvatore." Das ist einer der unzähligen letzten Grüße, die Pilger seit dem Wochenende an verschiedenen Säulen und anderen Stellen des Petersplatzes aufgestellt und angeklebt haben. Eine junge Polin, die seit 15 Jahren in Italien lebt, war 300 Kilometer aus der Region Marken angereist, um ihren toten Landsmann und Papst zu sehen. "Ich hoffe, daß ich vor morgen früh im Petersdom ankomme", sagte sie. Traurig sei es, daß Johannes Paul II. nicht in Polen begraben werde. Sie und ihre Landsleute hätten aber die Hoffnung nicht aufgegeben, daß wenigstens das Herz des Papstes in die Heimat übergeführt werde.

Aus einer römischen Pfarrei waren zehn Jugendliche gekommen, die dem toten Papst die letzte Ehre erweisen wollten. Von der Überführung des Leichnams konnten sie einen Blick auf eine der aufgestellten Leinwände erhaschen. "Wir sind die Generation von Wojtyla", sagten sie. {KNA}