Islamismus: Ein Mord verändert das Land. Moscheen und Kirchen brennen. Handgranate auf Polizisten in Den Haag.

Den Haag. Eine beispiellose Welle von Haß und Gewalt zwischen Holländern und muslimischen Einwanderern erschüttert die Niederlande. Seit der Ermordung des islamkritischen Filmemachers Theo van Gogh durch einen islamistischen Einwanderer aus Marokko brennen in den Niederlanden Koranschulen, Moscheen und Kirchen, bisher insgesamt 16.

Gestern dann ein weiterer Schock: Den Haag im Ausnahmezustand. Mehr als 14 Stunden belagerten etwa 200 Polizisten ein Haus, in dem sich Terrorverdächtige verschanzt hatten. Anliegende Gebäude wurden evakuiert, der Luftraum über der Stadt war gesperrt, Scharfschützen gingen auf Hausdächern in Stellung.

Beim ersten Festnahmeversuch warfen die Verdächtigen eine Handgranate und verletzten drei Polizisten. Erst am Abend gelang es, zwei Verdächtige festzunehmen. Ermittler durchsuchten die Wohnung anschließend mit Robotern nach Sprengstoff. Unklar blieb bis in den Abend hinein, ob der Einsatz im Zusammenhang mit der Ermordung van Goghs stand.

Der niederländische Ministerpräsident Jan Peter Balkenende warnte die Bevölkerung davor, sich in "einen Strudel von Gewalt zerren zu lassen". Auf die Übergriffe nach der Ermordung van Goghs könne nicht nur mit größeren Sicherheitsdiensten reagiert werden. "Wir müssen mehr miteinander reden statt übereinander", sagte er im Parlament. "Wer Gewalt anwendet, hat immer unrecht."

In Brüssel warnte EU-Justizkommissar Antonio Vitorino vor ähnlicher Gewalt in anderen EU-Staaten: "Das geschieht in den Niederlanden, aber es betrifft die gesamte Union", sagte sein Sprecher.

Einen Brandanschlag gab es gestern bereits auf eine Moschee in Belgien. Das Gebetshaus im ostbelgischen Beringen wurde von einer "explosiven Substanz" getroffen und am Fenster beschädigt, wie eine Nachrichtenagentur meldete.

Nur wenige Stunden nach der Beisetzung van Goghs war in der Nacht zum Mittwoch eine Koranschule in Uden bei Eindhoven bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Auf die Wände der Ruine schrieben die Täter "Theo, ruhe in Frieden". In Heerenveen im Norden der Niederlande wurde ein Brand in einer Moschee schnell gelöscht. So geschah es auch in einer Kirche in Boxmeer nahe der deutschen Grenze.