Er war ein Meister des Zynismus und der Provokation. Doch eines blieb Theo van Gogh († 47) immer heilig: die Liberalität, die geistige Freiheit. Vermutlich wurde gerade dies dem ebenso bekannten wie umstrittenen holländischen Filmemacher, Kolumnist und Fernsehkommentator zum Verhängnis.

Er stammte aus bürgerlichen Verhältnissen und wurde in einer der vornehmsten Städte der Niederlande geboren: im Den Haager Vorort Wassenaar. Sein Vater war Regierungsangestellter.

Theo van Gogh ging seine Karriere ohne Berufsausbildung an; die Aufnahme an der Filmhochschule in Amsterdam wurde ihm verweigert - mit dem Rat, er solle lieber zum Therapeuten gehen. Immerhin gelang es ihm, 1996 und 1997 zwei nationale Filmpreise zu gewinnen. Der große Durchbruch zu einem Kinoerfolg blieb ihm indes versagt.

Der Kolumnist und Regisseur legte sich vor allem mit fundamentalistischen Moslems an, weil er durch deren engstirnige Auslegung des Korans die geistige Freiheit in seinem eigenen Land in Gefahr sah. Gemeinsam mit der Parlamentarierin Ayaan Hirsi Ali, die als junges Mädchen vor ihren islamischen somalischen Eltern in die Niederlande geflohen war, drehte van Gogh den Film "Submission" (Unterwerfung), der die Unterdrückung der Frau im Islam thematisierte. Womöglich war dies der Auslöser für den Mord, denn der Täter hinterließ einen Drohbrief gegen Ayaan Hirsi Ali. Seither ist sie untergetaucht und steht unter Personenschutz. In ihrem Versteck schrieb sie zu van Goghs Tod: "Ich bin traurig, weil die Niederlande neuerlich ihre Unschuld verloren haben, eine Unschuld, die sich in Theo manifestierte . . ."