Der frühere Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi kündigte an, Sarrazin in einem Ausschlussverfahren der SPD beizustehen.

Berlin. Innerhalb der SPD wächst der Widerstand gegen einen Parteiausschluss des suspendierten Bundesbank-Vorstandsmitglieds Thilo Sarrazin . Der frühere Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi kündigte an, Sarrazin in einem Ausschlussverfahren beizustehen. „Wenn die SPD ihn ausschließen will, stehe ich bereit, ihn vor der Schiedskommission zu verteidigen“, schrieb Dohnanyi in einem Beitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ (Montagausgabe). „Einen fairen Prozess wird es ja wohl noch geben.“ Dohnanyi nahm Sarrazin vor dem Vorwurf in Schutz, ein Rassist zu sein. Niemand mit Sachkenntnis könne heute noch bestreiten, dass es „besondere kulturelle Eigenschaften von Volksgruppen“ gebe. Sarrazin habe nicht die Muslime insgesamt angegriffen, sondern nur jenen Teil von Zuwanderern, der sich weigere, seine „Kinder zum Deutschlernen, zu Bildungswillen und offener Integrationsbereitschaft zu erziehen“. Vor dem Hintergrund des Holocausts scheuten die deutschen Debatten und Worte, die bei anderen Völkern gang und gäbe seien, schrieb Dohnanyi. Nach seiner Auffassung würde Sarrazin wegen dieses Buches „aus keiner anderen europäischen Linkspartei ausgeschlossen“.

Der sozialdemokratische Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky warnte seine Partei ebenfalls vor einem Ausschluss Sarrazins. „Wenn die SPD den Eindruck erweckt, dass sie keinen offenen Diskurs mehr pflegen will, dass sie unbequeme, ärgerliche Positionen dadurch löst, dass sie jemanden entsorgt – er ist nicht mehr bei uns, er geht uns nichts mehr an, wir diskutieren darüber nicht mehr – dann werden die Menschen sagen: ,Die SPD verweigert sich meinen Problemen, die mich tagtäglich nerven.' Und dann werden sie sich anderen zuwenden. Ich glaube, dass diese Aktion die SPD Stimmen kosten wird“, sagte er in der ARD.

SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte dagegen am Wochenende bekräftigt, Sarrazin solle aus der Partei geworfen werden. Grund sei dessen Kernthese, „dass Menschen genetisch disponiert sind und bestimmte Verhaltensweisen sich nicht etwa kulturell vererben, sondern genetisch, biologisch“.