Der neue starke Mann der Hauptstadt wurde auch dank zweier Stimmen aus der Opposition ins Amt gehievt. SPD-Chef Gabriel lobt Müller als „höchst glaubwürdig“. Zuvor war Wowereits Rücktrittsgesuch verlesen worden.

Berlin. Berlin hat einen neuen Regierenden Bürgermeister: Der SPD-Politiker Michael Müller erreichte im Abgeordnetenhaus am Donnerstag mit 87 von insgesamt 146 Stimmen im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit.

Die schwarz-rote Koalition hatte zuvor angekündigt, geschlossen für den 50-Jährigen als Nachfolger von Klaus Wowereit (SPD) zu stimmen. Sie verfügt zusammen über 85 Mandate. Müller muss also auch Stimmen der Opposition bekommen haben. Im Vorfeld hatte die Piraten-Fraktion angekündigt, dass es aus ihren Reihen Unterstützung für Müller geben werde. Ein Abgeordneter enthielt sich. Der bisherige Stadtentwicklungssenator wurde unmittelbar nach der Wahl vereidigt.

Zuvor hatte Abgeordnetenhauspräsident Ralf Wieland (SPD) das Rücktrittsschreiben des bisherigen Regierungschefs Wowereit verlesen. Der 61-Jährige hatte seinen Rückzug bereits Ende August angekündigt. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel gratulierte Müller zur Wahl und bescheinigte ihm: „Auf allen Deinen Stationen Deines Werdegangs hast Du auf höchst glaubwürdige Weise unsere politischen Kernziele verkörpert: soziale Gerechtigkeit und faire Lebenschancen für alle.“

Zwei neue Gesichter im Berliner Senat

Im künftigen Senat, der noch am Donnerstag ernannt werden soll, gibt es außerdem zwei neue Gesichter. Der Finanzfachmann Matthias Kollatz-Ahnen tritt die Nachfolge des bisherigen Finanzsenators Ulrich Nußbaum (parteilos) an. Der bisherige Bürgermeister des Stadtbezirks Lichtenberg, Andreas Geisel (SPD), beerbt Müller im Amt des Stadtentwicklungssenators.

Müller wird am Vormittag an der Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin teilnehmen, bei der es insbesondere um die Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern gehen wird. Am Nachmittag werden die Regierungschefs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammentreffen. Wowereit war mit seinen mehr als 13 Amtsjahren zuletzt der dienstälteste Länderregierungschef in Deutschland.