Der Hamburger CDU-Abgeordnete Jürgen Klimke spricht die sehr schlechten Arbeitsbedingungen an. CSU-Minister will Qualitätssiegel einführen. Klimke unterstützt den Vorstoß für ein Textilsiegel.

Hamburg. Die Bilder sind immer dieselben. Faltenlose Models lächeln von Plakaten, sie tragen T-Shirts, manche gerade so teuer wie eine Flasche Cola im Café. Darüber, wie viele der T-Shirts hergestellt werden, verrät die Werbung nichts. Meist gerät die Situation der Näherinnen in asiatischen Fabriken erst in den Blick der Deutschen, wenn sie sterben. So wie 2013, als eine Fabrik in Bangladesch 1127 Menschen unter sich begrub. Viele waren in der Textilindustrie angestellt. Und nähten Kleidung auch für deutsche Firmen.

Fast ein Jahr danach kritisierte Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU), dass die Branche „viel zu wenig“ getan habe. In den angekündigten Fonds zur Unterstützung der betroffenen Familien für die Katastrophe in Bangladesch hätten die Unternehmen bislang nur 25 Prozent der versprochenen Gelder eingezahlt. „Das genügt nicht“, sagte der Minister der „Welt am Sonntag“. Die Internationale Arbeiterorganisation (ILO) koordiniert die Hilfen. Deutsche Unternehmen wie Adler Modemärkte, NKD, Kids for Fashion, Güldenpfennig oder Benetton aus Italien, die sich mit Ware aus Rana Plaza beliefern ließen, haben nach Angaben der Kampagne „Saubere Kleidung“ noch nicht bezahlt. Der Discounter KiK hat mittlerweile 500.000 Dollar gezahlt. Der Textilhändler machte 2012 rund 1,75 Milliarden Euro Umsatz.

Mithilfe eines neuen Textilsiegels will Entwicklungsminister Müller die Modebranche nun dazu bewegen, soziale und ökologische Mindeststandards einzuhalten. Es soll noch in diesem Jahr eingeführt werden. Deutschland wolle damit in Europa Vorreiter sein. Seine Kollegen in Frankreich und den Niederlanden hätten schon signalisiert, dass sie mitmachen wollen, erklärte der Minister. Der CSU-Politiker kündigte an, in den kommenden Wochen einen runden Tisch der deutschen Textilwirtschaft einzuberufen. Wenn sich die Unternehmen dazu nicht auf freiwilliger Basis verpflichteten, müsse ein gesetzlicher Rahmen geschaffen werden.

Auch der Hamburger CDU-Abgeordnete Jürgen Klimke kritisiert die Arbeitsbedingungen in Bangladesch, Kambodscha und Vietnam. „Das ist Ausbeutung eines Landes durch einige der großen Textilhändler in Deutschland“, sagte Klimke dem Abendblatt. Er ist Berichterstatter der Union für das Thema soziale Verantwortung von Unternehmen, die in Entwicklungsländern tätig sind. Mehrfach besuchte er Textilfabriken in Bangladesch, wo rund vier Millionen Menschen in der Textilproduktion arbeiten, sie erwirtschaften fast 80 Prozent der Exporterlöse.

Klimke unterstützt den Vorstoß des Ministers für ein Textilsiegel. Gerade für Hamburg sei das Thema relevant. Im Hafen werden viele Textilien umgeschlagen, hier sitzen Textilhändler wie die Otto Group, auch die Deutschland-Zentrale von H&M. Klimke lobt die Otto Group: „Gerade von der Otto Group weiß ich, wie engagiert das Unternehmen im Bereich der Sozialstandards ist.“ Weniger als zehn Prozent der Aufträge für Kleidung komme aus Bangladesch, heißt es auf Nachfrage bei Otto. Nach dem Unglück in Rana Plaza sei das Unternehmen einem Abkommen beigetreten, um die Arbeitsplatzsicherheit zu verbessern. In den Hilfsfonds für die Opfer von Rana Plaza habe Otto kein Geld gezahlt, da die Firma „in keiner der betroffenen Fabriken hat produzieren“ lassen. 2012/13 machte die Otto Group einen Umsatz von 11,6 Milliarden Euro.