Staatsbesuch: Merkel zeigt dem US-Präsidenten ihren Wahlkreis. In Stralsund werden er und die Kanzlerin strittige Themen besprechen: Iran, Kyoto, CIA-Flüge . . .

HAMBURG. Bundeskanzlerin Angela Merkel will ihrem amerikanischen Gast, Präsident George W. Bush, ihren Wahlkreis zeigen. Aber neben Begegnungen mit Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern und einer zünftigen Grillparty stehen auch politische Gespräche in Stralsund auf dem Programm.

Laut Bundespresseamt werden die Kanzlerin und der Präsident "den G-8-Gipfel vorbereiten, alle weltpolitischen Themen diskutieren und auch bilaterale Angelegenheiten" ansprechen. Den heftigen Streit über den Irak-Krieg haben die Vereinigten Staaten und Deutschland mittlerweile beigelegt. Aber trotz aller Freundschaft gibt es im deutsch-amerikanischen Verhältnis auch Differenzen. Die Themenpalette reicht von Antiterrorkampf bis Subventionen. Ein Überblick.

  • CIA-PRAKTIKEN 2005 wurde bekannt, daß der US-Geheimdienst in geheimen Flügen von Deutschland und anderen europäischen Ländern aus Terrorverdächtige an unbekannte Orte transportiert hat. Zu den Betroffenen zählt der am Silvestertag 2003 von Mazedonien nach Afghanistan verschleppte Deutsch-Libanese Khaled al-Masri.
  • GUANTANAMO Die deutsche Regierung fordert die Schließung des US-Militärgefängnisses Guantanamo auf Kuba, wo noch etwa 450 Terrorverdächtige ohne Urteil einsitzen. Unter ihnen ist seit 2002 der in Bremen aufgewachsene Türke Murat Kurnaz, um dessen Freilassung sich Berlin bemüht.
  • ATOMSTREIT MIT IRAN Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) setzt darauf, daß in Verhandlungen mit Teheran "die Vernunft siegt". US-Präsident George W. Bush will sich erst an Gesprächen beteiligen, "wenn sie (die Iraner) die Urananreicherung in nachprüfbarer Weise aussetzen". Als letztes Mittel schließt Bush einen Militäreinsatz nicht aus.

  • EU-ERWEITERUNG Bush unterstützt offen einen baldigen EU-Beitritt des Nato-Partners Türkei. Er sieht darin einen geostrategischen Vorteil für die westliche Welt. Merkel würde eine "Privilegierte Partnerschaft" bevorzugen. Ihr SPD-Außenminister Frank-Walter Steinmeier warnt die Union vor einer Ausgrenzung der Türkei.
  • KYOTO-PROTOKOLL Das den Deutschen sehr wichtige Kyoto-Protokoll von 1997 haben die USA immer noch nicht ratifiziert. Die Haltung von Präsident Bush zum Klimaschutz hat sich jedoch gewandelt. Die globale Erwärmung sei "ein ernstes Problem", erklärte er im Juni. Man müsse weg vom Öl und geeignete Techniken einsetzen.
  • SUBVENTIONEN Der Streit zwischen Europäern und Amerikanern wegen der jeweiligen Milliardenhilfen für die Flugzeugbauer Airbus und Boeing schwelt seit Jahren. In der Sache geht es um Marktanteile. Ein Schiedsgericht der Welthandelskonferenz (WTO) soll entscheiden. Auch über Agrarsubventionen der USA und Agrarzölle der EU wird im WTO-Rahmen gestritten.