Diese Dame kennt politisch keine Kompromisse. Wenn ihr was nicht passt, lässt sie's sausen! Erst die CSU, dann die Freien Wähler - und wenn stimmt, was die Münchner Gerüchteküche meldet, dann hat Gabriele Pauli die Freie Union jetzt auch schon satt. Nach vier Wochen! Eine Partei, die sie am 21. Juni selbst gegründet hat!

Es sei der schnellen Gabi zuzutrauen, heißt es an der Isar halb verstört und halb bewundernd, dass sie am kommenden Sonntag bereits die nächste Partei aus dem Hut zaubere.

Die meisten Männer finden sie ja sowieso atemberaubend. Diese rothaarige Sirene, die auf einem schwarz lackierten italienischen Motorrad so unbekümmert durchs Leben braust. Die ein "Penthouse"-Model zur Frauenbeauftragten ihrer Partei ernannt hat und immer wieder Sätze formuliert, die durch ihre philosophische Tiefe bestechen. Sätze wie: "Erfolg ist, wenn man sich selber folgt." Oder: "Frieden in uns selbst bedeutet, dass wir uns nicht von außen leiten lassen."

Leider kann von innerem Frieden in der Freien Union gar keine Rede sein. Im Gegenteil. Da kracht's seit Tagen gewaltig. Denn nicht alle sind mit dem flotten Führungsstil der Parteivorsitzenden einverstanden. Schon gar nicht die beiden gerade gefeuerten Stellvertreter, die sich öffentlich beschwerten, wer Frau Pauli unbequem sei, den "säge" sie ab. Und die deshalb am Dienstag zu einer konspirativen Vorstandssitzung in eine bayerische Autobahnraststätte einluden. Wo sie, 50 Kilometer von München entfernt, umweht von Erbseneintopf-Düften und unterstützt von 200 anderen aufgebrachten Parteimitgliedern, eine Rücktrittsforderung formulierten.

Wenn es nach diesen Raststätten-Verschwörern geht, dann soll Paulis Abstieg am Sonntag in Celle besiegelt werden. Auf dem Sonderparteitag, den die schnelle Gabi selbst gerade im Eiltempo anberaumt hat. In Celle soll ein neuer Bundesvorstand gewählt werden. Noch ist der Vorhang zu, und noch sind alle Fragen offen. Zum Beispiel die, wer wen absägen wird. Fest steht nur, dass es selbst für eine Gabriele Pauli auf Dauer nicht die politische Lösung sein kann, im Monatstakt neue Parteien zu gründen.