Die Unabhängige Patientenberatung verzeichnet eine deutlich höhere Nachfrage. Die Kranken lassen sich nicht mehr alles bieten und wollen nicht Tausende privat zuzahlen.

Hamburg. Wegen Ärger mit Ärzten und Krankenkassen holen sich Patienten immer häufiger professionelle Beratung. Nach Erhebungen der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD), die dem Abendblatt vorliegen, hat sich die Zahl der Anfragen an die UPD von 2007 auf 2008 verdoppelt. Bundesweit gab es im vergangenen Jahr 51 813 Beratungen nach 24 644 in 2007. In Hamburg, wo eine der bundesweit 22 Beratungsstellen am Alsterdorfer Markt Patienten kostenlos Ratschläge gibt, stieg bereits in den ersten fünf Monaten 2009 die Zahl der Anfragen auf 1920. Im ganzen Jahr 2008 waren es 2779.

"Es gibt vermehrt Konflikte mit Ärzten und Krankenkassen, über die sich die Patienten beraten lassen", sagte Anne-Dorothee Speck von der Hamburger UPD dem Abendblatt. Außerdem verstünden Patienten häufig die Kostenvoranschläge bei Zahnbehandlungen nicht. "Von den Planungen bis zu den Rechnungen, bei denen die Patienten privat zuzahlen müssen, gibt es Abweichungen, die teilweise in die Tausende gehen." Zugenommen hätten auch Beschwerden darüber, "wie Ärzte sich gegenüber Patienten verhalten". Wegen des Honorarstreits mit Krankenkassen und Politik hätten manche Mediziner Vorkasse von den Kranken verlangt. Das habe die Patienten verunsichert. Auch die einfache, aber dann doch nicht so simple Arztsuche bewegt die Patienten: Welche Praxis hilft bei welcher Krankheit am besten? Diese Diskussion wurde zuletzt von der AOK befeuert, die ein Ärztebewertungsportal im Internet plant. Darüber sind die Mediziner extrem verstimmt. Weitere Krankenkassen planen ebenfalls Ärzte-Listen zu veröffentlichen, die nach Qualitätskriterien aufgebaut sind.

Die Patientenberatungen werden auch aktiv, wenn im Juli erstmals gesetzliche Kassen Zusatzbeiträge von ihren Versicherten verlangen werden. Das Bundesversicherungsamt rechnet damit, dass nur zwei oder drei kleine Kassen Extrabeiträge verlangen werden. Derzeit laufen weitere Fusionsgespräche von finanziell angeschlagenen Kassen mit stärkeren. Wenn eine Kasse mit dem Geld aus dem Gesundheitsfonds nicht auskommt, kann sie Zusatzbeiträge erheben. Dann haben ihre Versicherten allerdings ein Sonderkündigungsrecht.