Um die Rente mit 69 gibt es heftigen Wirbel. Die Wirtschaftsweisen gehen weiter: Es müsste noch zwei Jahre länger gearbeitet werden.

Berlin/Frankfurt/Düsseldorf. Die Rente mit 69 gibt es offiziell ab dem ersten Januar. Nun ist sie bereits heftig in der Kritik. Doch den Wirtschaftsweisen geht das noch nichtb einmal weit genug: Sie sind der Meinung, dass langfristig kein Weg an der Rente mit 69 vorbei gehen wird. Die steigende Lebenserwartung mache etwa ab 2045 ein gesetzliches Renteneintrittsalter von 68 Jahren und im Jahr 2060 von 69 Jahren erforderlich, sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Wolfgang Franz, der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Dienstagsausgabe).

Ohne eine weitere Verlängerung der Lebensarbeitszeit seien die Herausforderungen der alternden Gesellschaft finanziell nicht zu meistern, betonte Franz. Zur Frage, ob es künftig genügend Arbeitsplätze für Ältere gibt, fügte er hinzu: „Angesichts des hohen Fachkräftebedarfs dürften sich die Beschäftigungschancen Älterer in der Zukunft merklich verbessern.“

Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer hatte am Wochenende moniert, es gebe bislang zu wenig Arbeitsmöglichkeiten für Ältere. Falls sich das nicht ändere, führe der spätere Rentenbeginn zu einer „faktischen Rentenkürzung“. Die Äußerungen haben eine neue Debatte über die längere Lebensarbeitszeit ausgelöst.

Am 1. Januar hat die schrittweise Anhebung der Altersgrenze für die Rente begonnen. Wer 1947 geboren wurde und daher in diesem Jahr 65 Jahre alt wird, muss einen Monat länger arbeiten. Für die folgenden Jahrgänge wird die Altersgrenze monatsweise erhöht. Wer 1964 oder später geboren wurde, muss bis 67 arbeiten, um ohne Abzüge in den Ruhestand gehen zu können.

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CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt verteidigte unterdessen die Kritik von Parteichef Horst Seehofer an der Ausgestaltung der Pläne für die Rente mit 67. „Die Erhöhung des Renteneintrittsalters ist die richtige Antwort auf die demografische Entwicklung in Deutschland“, sagte Dobrindt der Zeitung „Die Welt“. „Aber wenn länger gearbeitet werden soll, dann müssen auch die Möglichkeiten für eine Beschäftigung im Alter gegeben sein.“

Dobrindt, sagte die Beschäftigungschancen für Arbeitnehmer über 50 müssten verbessert werden. „Dabei muss der Grundsatz gelten, Qualifizierung und Beschäftigung älterer Arbeitnehmer muss Vorrang haben vor weiterer Zuwanderung von Arbeitskräften nach Deutschland“, sagte er.

SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sagte der „Frankfurter Rundschau“, es sei zwar richtig und notwendig, die Rentenpolitik an der Lebenswirklichkeit der Menschen auszurichten. Wenn Seehofer ernst gemeinte Einwände habe, hätte er die schrittweise Anhebung des Rentenalters auf 67 ab dem 1. Januar 2012 in der Koalition verhindern müssen. So aber produziere er nur Streit, ohne etwas für ältere Arbeitnehmer zu tun. „Das ist scheinheilig“, sagte Nahles. Die Rente mit 67 hatten SPD und Union gemeinsam beschlossen.

In der Sache allerdings stützte Nahles Seehofer. Es gebe zu wenig Chancen für über 60-Jährige auf dem Arbeitsmarkt. „Eine starre Rente mit 67 läuft deshalb derzeit auf eine Rentenkürzung hinaus“, sagte sie. (epd/dapd)