Bekommen Regierungsmitglieder einen anderen Impfstoff als die Bürger? Kanzlerin Angela Merkel will auf eine Extrabehandlung verzichten.

Berlin. Laut einem Bericht der „Bild“ setzt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trotz des extra für die Bundesregierung bestellten Impfstoffes auf ihren Hausarzt, von dem sie – wie jeder andere Bürger – den Massen-Impfstoff Pandemrix bekommen soll. Genauso hält es laut „Bild“ Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD): „Ich lasse mich mit dem Impfstoff impfen, mit dem auch die Bevölkerung geimpft wird. Der ist genauso wie die anderen zugelassen, sicher und wirksam.“

Am Wochenende hatten Berichte für Aufsehen gesorgt, wonach Mitglieder der Bundesregierung und der Bundesbehörden sowie Bundeswehrsoldaten mit einem anderen Impfstoff gegen die Schweinegrippe geschützt werden als der Großteil der Bevölkerung. Das Innenministerium hatte dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ bestätigt, dass für die Regierung und nachgeordnete Bundesbehörden 200000 Dosen eines Impfstoffs ohne sogenannte Wirkverstärker vom US-Hersteller Baxter International bestellt wurden. Dieser Impfstoff hat Experten zufolge weniger Nebenwirkungen. Laut „Spiegel“ ist er allerdings weniger erprobt als das Konkurrenzprodukt vom Pharmahersteller GlaxoSmithKline. Von diesem Mittel sollen ab kommender Woche 50 Millionen Dosen in Deutschland bereitstehen.

Kritiker warfen der Bundesregierung vor, eine Zwei-Klassen-Impfung zu betreiben. Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Ulrike Mascher, sagte etwa der „Bild“-Zeitung (Montagausgabe), zweierlei Impfstoffe für Regierung und Bevölkerung seien das falsche Signal. „Da verstärkt sich bei vielen Menschen der Eindruck, sie seien Patienten zweiter Klasse. Das zeugt von wenig Fingerspitzengefühl.“ Ähnlich äußerte sich die Grünen-Gesundheitsexpertin Biggi Bender: „Großes Risiko fürs Volk, kleines Risiko für die Regierung. Diese Art von Zweiklassenmedizin darf es in einer Demokratie nicht geben

Das Innenministerium wies die Vorwürfe zurück. Es gebe keine „Zwei-Klassen-Impfung“, sagte eine Sprecherin von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) der „Berliner Zeitung“. Das Beschaffungsamt des Innenministeriums habe mit dem Hersteller Baxter schon vor vielen Monaten einen Vertrag abgeschlossen, den man einhalten müsse, sagt die Sprecherin. Zum damaligen Zeitpunkt sei von Unterschieden der beiden Stoffe noch keine Rede gewesen.