Neben Bundeswehrsoldaten sollen auch Mitglieder der Bundesregierung mit einem anderen Impfstoff gegen die Schweinegrippe geschützt werden als der Großteil der Bevölkerung. Man habe 200 000 Dosen eines Impfstoffs ohne sogenannte Wirkverstärker vom US-Hersteller Baxter International gekauft, bestätigte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Christoph Hübner, dem Magazin "Spiegel". Das Vorgehen löste scharfe Kritik aus. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte der "Bild am Sonntag" zur Entscheidung der Innenministeriums: "Dieser Vorgang ist äußerst unglücklich. So entsteht der Eindruck einer Zweiklassenmedizin bei der Impfung." Das Vorgehen sei "dumm und verheerend", so Lauterbach gegenüber dem "Münchner Merkur" (Montagsausgabe). Die Grünen erwarten, dass die Skepsis gegenüber der Impfung wächst. "Das alles dürfte die Bereitschaft der Bevölkerung, sich impfen zu lassen, weiter vermindern", fürchtet Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin. Das für die Zulassung von Arzneimitteln zuständige Paul-Ehrlich-Institut hob hervor, dass alle zugelassenen Impfstoffe wirksam und verträglich seien. Die Schweinegrippe-Impfungen sollen in der letzten Oktoberwoche starten.

Der Impfstoff für die Bundeswehr und die Mitglieder der Bundesregierung, das Produkt Celvapan des Herstellers Baxter, enthält keine Wirkverstärker - sogenannte Adjuvantien. Celvapan enthält eine höhere Konzentration der inaktivierten Grippe-Viren, sodass sich Zusatzstoffe erübrigen. Ob er deshalb verträglicher ist, darüber streiten die Experten. "Es kann auch Reaktionen auf die inaktivierten Grippe-Viren geben", stellte kürzlich erst ein Experte der Hamburger Gesundheitsbehörde klar.

Der für die Massenimpfung der Bevölkerung vorgesehene Impfstoff Pandemrix des Herstellers GlaxoSmithKline (GSK) enthält dagegen verstärkende Zusätze. Aufgrund dieser Adjuvantien wird pro Impfung weniger Wirksubstanz verabreicht.

"Alle drei bisher zugelassenen Impfstoffe sind wirksam und verträglich, es gibt keinerlei gefährliche Nebenwirkungen", betonte am Sonntag Susanne Stöcker, Sprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), gegenüber dem Abendblatt. "Wer die Beipackzettel der beiden Impfstoff-Varianten liest, wird zudem eine sehr hohe Übereinstimmung bei der Warnung vor Nebenwirkungen feststellten."

Anders als vom "Spiegel" berichtet würden auch die Mitarbeiter des Instituts mit Pandemrix geimpft. "Wir sind der Meinung, das ist ein guter Impfstoff", sagte Susanne Stöcker. "Wir haben ihn für die Bevölkerung empfohlen und wir werden auch diejenigen Mitarbeiter des Instituts, die im Rahmen des hauseigenen Pandemieplans zu den vorrangig zu impfenden Personen zählen, damit impfen. Dazu gehören neben der Leitung des Instituts auch die Mitarbeiter aus der Impfstoffprüfung, der Arzneimittelsicherheit oder der Pressestelle. Das wurde bereits vor gut einer Woche so entschieden." Das PEI ist dem Bundesgesundheitsministerium unterstellt.

Den Baxter-Impfstoff soll es nur für Bundeswehr, Bundespolitiker und Bundesbeamte geben. Die Bundesländer hingegen haben für die Politiker, die Beamten und die Bevölkerung denselben Impfstoff geordert. Da wurden keine Unterschiede gemacht. Gegenwärtig verhandeln die Länder, wie das Abendblatt am Donnerstag vergangener Woche bereits berichtete, mit Impfstoff-Herstellern, um auch für Schwangere Impfstoff ohne Wirkverstärker zu beschaffen. Damit, so raten Experten, sollten die Schwangeren möglichst geimpft werden.