Sicher, die CDU-Ministerpräsidenten Dieter Althaus und Peter Müller sind nach den massiven Stimmenverlusten vom Sonntag entzaubert. Aber ob beide ihr Amt verlieren werden, das scheint an Tag drei nach den Wahlen in Thüringen und dem Saarland ungewisser denn je.

In Thüringen dürfte Rot-Rot ausfallen, weil es der SPD dort ein unerträglicher Gedanke ist, Bodo Ramelow und seiner Linkspartei den Posten des Regierungschefs zu überlassen. Das Motiv dafür ist nachvollziehbar: Die SPD gönnt den SED-Erben diesen Triumph nicht. Umgekehrt wollen die Linken als stärkere Partei nicht auf den Chefposten verzichten. Womöglich sind die Thüringer Sozialdemokraten tatsächlich eher bereit, dem angezählten Althaus in einer Großen Koalition noch einmal an die Macht zu verhelfen. Der eigenwillige Regierungschef, über dessen Beratungsresistenz in Unionskreisen vernehmlich geklagt wird, muss sich inzwischen eher sorgen, ob er noch genug Rückhalt bei seinen eigenen Parteifreunden hat.

Noch interessanter ist die Entwicklung an der Saar, wo die Hinweise auf ein mögliches Bündnis aus CDU, FDP und Grünen sich weiter verdichten. Die Grünen - wo wüsste man das besser als in Hamburg - sind eben viel bürgerlicher, als etliche im linken Lager es wahrhaben wollen. Sollte im Saarland die neue Farbenlehre Wirklichkeit werden, kann sich Peter Müller bei Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust bedanken. Ohne das in der Hansestadt erfolgreich ausprobierte Projekt Schwarz-Grün wäre Jamaika dort ein zu großes Wagnis.

Dass die Kanzlerin Angela Merkel ein Zusammengehen mit den Grünen im Bund zumindest nicht kategorisch ausschließt, ist klug. Denn Jamaika wäre auch ein Ausweg aus der lähmenden großen Koalition, falls es für Schwarz-Gelb am 27. September nicht reichen sollte.