Der SPD-Kandidat lästerte über angeblich inhaltsleere Werbeaktionen der Union. Merkel sagte: “Nicht mein Ton.“

Berlin. Der Bundestagswahlkampf kommt in Fahrt, seit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag aus dem dreiwöchigen Sommerurlaub zurückgekehrt ist - und als erste Amtshandlung die Kritik von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier am Wahlkampf ihrer Partei zurückwies. "Mein Ton ist das nicht", sagte die CDU-Vorsitzende gestern in einem RTL-Interview in Berlin, nachdem Steinmeier der CDU zuvor in der Bundespressekonferenz vorgeworfen hatte, einer inhaltlichen Debatte auszuweichen, die Menschen "einzulullen" und eine echte Auseinandersetzung gar nicht stattfinden lassen zu wollen. Steinmeier begründete diese Einschätzung unter anderem damit, dass die Union es ablehne, als Antwort auf den "Deutschland-Plan" der SPD ein eigenes wirtschaftspolitisches Zukunftskonzept vorzulegen.

Merkel reagierte prompt, indem sie in einem Interview bei RTL das Ziel Steinmeiers, vier Millionen neue Jobs zu schaffen, als unredlich kritisierte: "Was ich nicht gut finde ist, wenn man Zahlenspiele jetzt macht, die wir alle, glaube ich, selber nicht einschätzen können." Merkel betonte, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise noch nicht überwunden sei. Für sie sei "die Talsohle erreicht. Aber damit ist die Krise noch nicht vorbei", so die Kanzlerin. Es müsse noch viel passieren. "Wir müssen dafür sorgen, dass die Banken nicht schon wieder Oberwasser bekommen und die Fehler der Vergangenheit wiederholen", nannte die CDU-Politikerin ein Beispiel.

Steinmeier verteidigte indes abermals seinen Deutschland-Plan. Auf seiner Sommerreise sei ihm allgemein attestiert worden, da sei "endlich mal einer, der nicht das allgemeine Krisenszenario fortsetzt, sondern über den Horizont hinausschaut." Ein wenig spottete der SPD-Vize auch noch über die Idee der Kanzlerin, im September per Zug mit dem "Rheingold-Express" auf Wahlkampfreise zu gehen. "Das scheint mir nicht das richtige Symbol zu sein, ein Nostalgiezug. Das steht auf jeden Fall nicht für die Arbeit von morgen." Allein mit solchen Aktionen werde die Union nicht durch den Wahlkampf kommen. Das war es aber auch schon mit Angriffen, von denen Kanzlerin und Kandidat gleichermaßen wenig zu halten scheinen.

Merkel blieb im Live-Chat auf der Internetseite von RTL lieber bei ihrer bewährten Art, die Dinge ebenso klar wie nüchtern und in ruhigem Ton auf den Punkt zu bringen. So kündigte sie unumwunden an, ein atomares Endlager in Deutschland finden zu wollen: "Wir können nicht diese Technologie nutzen und uns um so ein Lager herumdrücken." Die Kanzlerin lehnte wie Steinmeier eine persönliche Konfrontation im Wahlkampf ab. Es gehe nicht um das "Unterscheiden um jeden Preis". Wie der "Tagesspiegel" berichtete, soll das Fernsehduell zwischen Merkel und Steinmeier nunmehr am 13. September stattfinden, zwei Wochen vor der Bundestagswahl. Auf den Termin haben sich Vertreter der beiden Parteien und die Chefredakteure der vier beteiligten Sender ARD und ZDF sowie RTL und Sat.1 gestern in Berlin geeinigt.

Die Übertragung startet in allen vier Programmen um 20 Uhr 30 und wird 90 Minuten dauern. Die Moderatorinnen und Moderatoren stehen bereits fest: Frank Plasberg (ARD), Peter Kloeppel (RTL), Peter Limbourg (Sat.1) und Maybrit Illner (ZDF).

Nach Auskunft von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender war das Gespräch mit den Vertretern der Parteien "angenehm und sehr konstruktiv". Für die CDU nahmen Eva Christiansen, die Medienberaterin der Kanzlerin, und Regierungssprecher Ulrich Wilhelm teil, für die SPD verhandelten Wahlkampfberater Thomas Steg und Bundesgeschäftsführer Kajo Wasserhövel. Wie Brender dem "Tagesspiegel" sagte, sei für die 90 Live-Minuten nur ein Rahmen festgesetzt worden, anders als bei den TV-Duellen 2002 und 2005, wo für Ablauf und Inhalt ein "enges Korsett" geschnürt worden sei. Zwei Duelle hätten nie zur Debatte gestanden.

Die Sendung werde wieder in Berlin-Adlershof produziert, das Studio von 2005, als sich Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und CDU-Herausforderin Angela Merkel zu ihrem einzigen Duell trafen, soll quasi die "Blaupause" für die Dekoration 2009 bilden. Die Themenfelder für den Abend des 13. September sind noch nicht abgesteckt. Sicher sei aber bereits, dass alle Beteiligten großen Wert auf Gerechtigkeit legen würden , sagte Brender abschließend.