Manchmal wurden nur Akten falsch eingeordnet, bisweilen Laborwerte falsch eingeschätzt. Eine Studie fordert mehr Qualitätsmanagement.

Berlin. Fast jedem dritten Praxisarzt unterlaufen regelmäßig Fehler mit ernsthaften Folgen für die Patienten. In einer aktuellen Studie der Stiftung Gesundheit gaben 23 Prozent der Ärzte an, Fehler passierten einmal pro Monat. 6 Prozent berichteten sogar von Fehlern einmal pro Woche. 36 Prozent der Ärzte offenbarten zudem Fehler mit Patientenschaden einmal im Jahr. Was für Fehler das genau sind, ist unbekannt. Falsch eingeordnete Patientenakten wurden von den Ärzten in der Umfrage ebenso als Beispiele angegeben wie übersehene Laborbefunde.

Zuletzt wurde bekannt, dass auch Krankenhausärzten bei Routineeingriffen handwerkliche Missgeschicke unterlaufen. Nach einer Beschwerdestatistik der Bundesärztekammer für das Jahr 2008 fühlten sich Patienten in 10 967 Fällen falsch behandelt und wandten sich an Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern. 84-mal wurden schwere ärztliche Kunstfehler festgestellt. Patienten starben an ihnen. 169-mal blieben bei den Betroffenen schwere Dauerschäden zurück. Die meisten Fehler gab es bei der Implantation von künstlichen Hüft- und Kniegelenken sowie bei der Behandlung von Brustkrebs und Knochenbrüchen. Noch sind Fehler am OP-Tisch oder in der Praxis ein Tabu. Es gibt aber seit 2006 im Internet eine Datenbank, in der Mediziner und Pfleger anonym ihre Fehler beichten können.

„Immer wieder laufen Dinge durch ungenügende Kooperation und Missverständnisse falsch“, sagte der Versorgungsforscher Gerd Glaeske im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Zu den Hauptproblemen zähle, dass Behandlungen nicht genug dokumentiert werden und Zuständigkeiten unklar sind. Laut der Studie „Qualitätsmanagement in der ärztlichen Praxis 2009“ gab nur ein Drittel der Ärzte an, nie Fehler mit Patientenschäden zu machen.

Klar sei, dass sich immer mehr Praxen um besseres Qualitätsmanagement bemühten, sagte der Vorsitzende der unabhängigen Stiftung, Peter Müller. Helfen sollen Systeme der Qualitätssicherung, die nach einer rund fünfjährigen Übergangsphase nun zur Pflicht in den Praxen werden. „So kann beispielsweise das Team optimal eingesetzt werden, Patienten sollen auch möglichst wenig warten müssen, Fehler und Risiken vermieden werden“, sagt der Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Roland Stahl.

Glaeske begrüßte das flächendeckende Bemühen in Arztpraxen um mehr Qualität. „Das halte ich für richtig“, sagte der Gesundheits-Sachverständige der Bundesregierung. „Das heißt aber noch nicht, dass die Systeme im Alltag auch genutzt werden.“ Kontrollen und Sanktionsmöglichkeiten seien nötig.