Hapag-Lloyd spricht von Vorsicht. Marine verweigerte Begleitschutz.

Hamburg. 246 Passagiere des Kreuzfahrtschiffes "Columbus" müssen einen Zwangsurlaub einlegen. Die Reederei Hapag-Lloyd Kreuzfahrt lässt die Gäste und einen Teil der 175-köpfigen Crew des Kieler Kapitäns Daniel Beissel (37) vom Jemen am Roten Meer heute nach Dubai ausfliegen . Die Evakuierung des 144 Meter langen Schiffes, das mit einer unbekannten Zahl an Crew-Mitgliedern durch die Piraten-Gewässer des Golfs von Oman gen Dubai schippert, war eine Vorsichtsmaßnahme. Weil das Auswärtige Amt eine Reisewarnung ausgegeben hat und die Marine den erbetenen Geleitschutz ablehnte, unterbrechen die Passagiere die Weltreise oder ihren gebuchten Abschnitt für einen außerplanmäßigen Aufenthalt in einem Luxushotel in Dubai. Nach Reederei-Angaben haben 26 Passagiere die weitere Reise storniert. Kapitän Beissel meldete: "Meine Leute stehen voll hinter der Entscheidung."

Nach den Terror-Sheriffs in der Luft kommen jetzt die Ship Marshals auf See: Zur Abwehr von Piratenüberfällen will der britische Vizeadmiral Philip Jones, Oberbefehlshaber der EU-Mission Atalanta, einzelne Soldaten an Bord bedrohter Schiffe stationieren. Dadurch sollen zunächst Hilfsmitteltransporte nach Somalia besser geschützt werden. Das Bundeskabinett will heute die Beteiligung der Marine an dem Einsatz beschließen.

Hapag-Lloyd ist nach eigenen Angaben die einzige Kreuzfahrtreederei, die keine Schiffe mehr mit Passagieren durch den Golf von Aden fahren lässt. Auf allen Kreuzfahrern fahren ohnehin Sicherheitsleute mit. Darüber schweigen sich die Reedereien aber ebenso aus wie über verdeckte Sicherheitsmaßnahmen und die Bewaffnung der Crew-Mitglieder.

Vizeadmiral Jones sagte, Handelsschiffe seien zurückhaltend, was die Aufnahme von Soldaten an Bord angehe. Sie fürchteten Zeitverluste beim Transit durch den Golf von Aden. Auf den Reedereien der Kreuzfahrer lastet dagegen anderer Druck, wenn ihre Gäste analog zu Flugpassagieren maximale Sicherheit fordern und den Einsatz von Ship Marshals in Piraten-Gewässern begrüßen würden. Das sagte ein Marine-Verantwortlicher dem Abendblatt. Gleichfalls warnte er jedoch vor Hysterie.

Die Reederei Peter Deilmann lehnt eine Evakuierung der "Deutschland" ab. Die "Deutschland" kreuzt momentan vor den Seychellen östlich von Afrika. Das Schiff halte im Golf von Aden einen Abstand von 400 Seemeilen zur Küste Somalias, verstärke bei Bedarf das Brückenwachteam und halte Kontakt zu den Marineverbänden, sagte ein Sprecher der Reederei.

Torsten Geise vom Friedensforschungsinstitut der Uni Hamburg sieht den Anti-Piraten-Einsatz skeptisch: "Die Piraten scheinen bislang nur mäßig beeindruckt: Trotz intensivierter Präsenzen setzt sich ihr Vorgehen ungebremst fort."