Die Rente steigt, aber die Rentner haben weniger im Portemonnaie – das ist der scheinbare Widerspruch der Altersversorgung in Deutschland. Der Rentenbericht der Bundesregierung beruhigt die Senioren von heute und morgen. Zumindest derzeit ist die Gefahr nicht alarmierend groß, im Alter arm zu werden. Nur: Private Altersvorsorge wird immer wichtiger. Im nächsten Juli steigt die Rente für 20 Millionen Ruheständler so hoch wie lange nicht: um voraussichtlich 2,75 Prozent.

Im nächsten Jahr steigt die Rente für 20 Millionen Ruheständler so hoch wie lange nicht. Die gesetzliche Rente wird kleiner, ist jedoch relativ sicher. Auch die Beiträge der Arbeitnehmer und Arbeitgeber werden demnächst gesenkt und in auf lange Sicht so hoch steigen wie befürchtet.

PDF-Grafik: Was Rentner in Deutschland wirklich bekommen

Die gesetzliche Rente wird zwar kleiner, ist jedoch relativ sicher. "Krisenfest", schreibt die Regierung. Auch die Beiträge der Arbeitnehmer und Arbeitgeber werden demnächst gesenkt und in auf lange Sicht so hoch steigen wie befürchtet. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) beklagte jedoch die Lasten des Gesundheitsfonds und der Mehrwertsteuer, die die Rentner besonders treffe. SoVD-Präsident Adolf Bauer sagte: "Die Bundesregierung malt die Lage rosiger, als sie ist. Schon heute erhalten rund 41 Prozent der Männer und über 90 Prozent der Frauen in den alten Bundesländern eine Rente von weniger als 900 Euro im Monat. Die Bundesregierung blendet die künftig zunehmende Altersarmut völlig aus."

Das sind die wichtigsten Fakten:

• Die Rente steigt im nächsten Juli um wahrscheinlich 2,75 Prozent. Sie steigt bis zum Jahr 2022 um 32 Prozent. Damit jedoch hängt sie den Löhnen und der erwarteten Inflation immer noch hinterher. Rentner, die nur die gesetzlichen Bezüge haben, werden langsam, aber stetig abgehängt. Ende der siebziger Jahre erhielten Rentner in etwa 60 Prozent ihres letzten Nettogehaltes, derzeit rund 50, in zehn Jahre nur noch 46 Prozent.
• Im Jahr 2007 erhielten Männer laut Rentenbericht im Westen durchschnittlich 951 Euro Rente im Monat, im Osten 994 Euro. Bei Frauen sind es 478 Euro, im Osten 666 Euro. Der Grund für die höheren Ost-Beträge liegt darin, dass Menschen in der DDR länger durchgehend beschäftigt waren und dass mehr Frauen arbeiteten. n.Jeder fünfte Rentner (vier Millionen insgesamt) hatte mehr an Altersbezügen als nur die Rente vom Staat.
• Das Gesamteinkommen der Rentnerpaare über 65 Jahre betrug 2007 im Durchschnitt 2350 Euro monatlich netto im Westen und 1937 Euro im Osten. Bei alleinstehenden Rentnern waren es 1568/1188 Euro (West/Ost), bei alleinstehenden Frauen 1201/1152 Euro. Das heißt: Westrentner hatten höhere Betriebsrenten oder weitere Einnahmen.
• Der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung sinkt voraussichtlich 2012 von 19,9 auf 19,2 Prozent. Wer 2500 Euro brutto verdient, spart 8,75 Euro im Monat.
• Die eiserne Reserve der Rentenkasse soll Ende dieses Jahres 15,8 Milliarden Euro betragen. Das ist das, was alle Rentner jeden Monat bekommen. Bis 2012 soll die Reserve auf über 27 Milliarden Euro aufgestockt werden, damit die Rentenkasse auch Konjunkturschwankungen abfedern kann.

Die Entscheidung über die Angleichung der Rentenberechnung in Ost und West wird wahrscheinlich nicht mehr in dieser Legislaturperiode fallen. Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) sagte: "Ich glaube, dass alle Ruhe dafür angebracht ist." Die will ihm die FDP nicht gönnen. "20 Jahre nach der Einheit sollten wir das Rentenrecht in Ost und West vereinheitlichen", sagte der liberale Rentenexperte im Bundestag, Heinrich Kolb dem Abendblatt. Er sprach sich außerdem dafür aus, den Beitrag von 19,9 Prozent schnell um 0,3 Prozentpunkte zu senken. "Es macht keinen Sinn, stur die Nachhaltigkeitsrücklage aufzubauen. Eine Monatsausgabe ist unter den gegebenen Umständen ausreichend." Sollten die Liberalen 2009 an der Bundesregierung beteiligt werden, wollen sie darauf drängen, dass der Übergang vom Arbeitsleben n die Rente flexibler wird. Kolb sagte: "Außerdem wollen wir die Hinzuverdienstgrenzen für Rentner ganz streichen." Wer kriegt was? Lesen Sie in unserer Grafik, wie viele Rentner wie viel jeden Monat aus der gesetzlichen Rente bekommen. PDF-Grafik: Was Rentner in Deutschland wirklich bekommen