Der Bayer beklagt mangelnde Hilfe durch die Kanzlerin für sich, meint aber auch für die CSU.

Berlin. Weltweite Bankenkrise, Wirtschaftsflaute, drohende Rezession. Das Krisenmanagement in Berlin läuft auf vollen Touren. Protagonisten sind vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Finanzminister Peer Steinbrück. Nur von einem ist selten etwas zu sehen oder zu hören: von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU).

Deswegen steht er seit Wochen in der Kritik. Und die scheint nicht spurlos an dem Gemütsmenschen aus Franken vorübergegangen zu sein. In einer Landesgruppensitzung am Montagabend in Berlin soll er sich über die mangelnde Unterstützung Merkels beklagt haben. Die Kanzlerin setze sich zu wenig für CSU-Minister ein, berichtete die "Passauer Neue Presse" unter Berufung auf Teilnehmer. "Ich kann auch in den Spiegel schauen", soll Glos weiter gesagt haben. Er hätte sich gewünscht, dass CSU-Minister ebenso schnelle Rückendeckung erhalten hätten wie Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) in der Debatte um seine Rolle bei den Sonderzahlungen für den Bahnvorstand. Dem Minister hatte Merkel umgehend ihr Vertrauen ausgesprochen.

Die Teilnehmer der Sitzung gaben sich gestern wortkarg oder versuchten, die Äußerungen Glos' als Scherz herunterzuspielen. Lediglich Hartmut Koschyk, der parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, sagte dem Hamburger Abendblatt: "Man sieht mal wieder, was beim Stille-Post-Spielen passieren kann: Es kommt am Ende etwas heraus, was nichts mehr mit dem ursprünglich Gemeinten zu tun hat." Tatsächlich steckt Glos in keiner vergleichbaren Klemme wie Tiefensee.

Richtig ist aber auch, dass das Verhältnis der Unionsschwestern seit Monaten nicht zum Besten steht. Die CSU fühlt sich von der Kanzlerin schlecht behandelt. Keinerlei Erfolg gönne sie den Bayern. Im Landtagswahlkampf gab es keinerlei Entgegenkommen bei den CSU-Themen Pendlerpauschale oder Steuerreform aus Berlin. Zu einem der öffentlichen Krisenauftritte hätte Angela Merkel neben Steinbrück auch einmal Glos präsentieren können. Stattdessen schaute sie im Bundestag desinteressiert beiseite, als der Wirtschaftsminister von seinem Landesgruppenchef Peter Ramsauer gelobt wurde.

Nun sind zwar Kanzlerin Merkel und der neue Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer seit Kurzem Duzfreunde. Die Achse Berlin-München ist aber deswegen nicht stabiler geworden.