Weiblicher und jünger als bisher wird Bayern regiert. Die FDP hat die Ressorts Wirtschaft und Wissenschaft.

München/Berlin. Er hat es knapp geschafft: Bayerns neuer Ministerpräsident Horst Seehofer hat ein Team für Kabinett und Partei zusammengestellt, das die CSU jünger und mit fünf statt vier Landesministerinnen auch ein wenig weiblicher macht. Zu seiner Nachfolgerin als Bundeslandwirtschaftsministerin machte der CSU-Chef die bisherige Bundestagsabgeordnete Ilse Aigner (43). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) soll dem Vorschlag bereits zugestimmt haben. Neuer Generalsekretär wird Karl-Theodor zu Guttenberg (36), der damit Christine Haderthauer beerbt. Die 45-Jährige wiederum wird Arbeits- und Sozialministerin. Unter den Christsozialen ist Seehofer mit seinen 59 Jahren damit selbst das älteste Mitglied.

"Ilse Aigner hat eine schnelle Auffassungsgabe, die wird das gut machen", lobte Seehofer seine Nachfolgerin in Berlin - und nahm sie damit vor Kritikern in Schutz, die ihr fehlende Erfahrungen mit den Themen Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz nachsagen. Gerade die CSU-Landesgruppe in Berlin hatte den bisherigen Staatssekretär Gerd Müller favorisiert. Doch gegen den gibt es großen Widerstand im Ministerium.

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Auch von Guttenbergs Qualifikation ist Seehofer überzeugt: Der seit 2002 im Bundestag sitzende Franke sei ein "gewaltiges politisches Talent". Er erwarte sich von Guttenberg, dass er seine Aufgabe argumentierend ausfüllen werde. Guttenberg sagte, er wolle die Kraft der CSU in Berlin ausbauen und stärken sowie den Christsozialen in den bayerischen Regionen Stabilität geben. Dies werde eine "große Herausforderung". In der CSU-Spitze gibt es Vorbehalte gegen den bisherigen Außenpolitiker: Es fehle ihm, wie seiner gescheiterten Vorgängerin auch, an der nötigen Vernetzung innerhalb der Partei. "Ich halte beide Besetzungen für Fehlentscheidungen", sagte gestern ein hochrangiger CSU-Politiker.

Vier Stunden lang hatte die Parteiführung in der Nacht zu gestern über die Personalpläne debattiert. Manche Entscheidung hing vor allem mit dem für Bayern wichtigen Regionalproporz zusammen. Das bemängelt die Opposition. Die aus Bayern stammende Grünen-Chefin Claudia Roth kritisierte, das Personaltableau zeige, "wie ideenlos, ausgelaugt und zerrissen die CSU ist. Entscheidend war die Befriedigung der Stammes-Fehden, nicht Kompetenz oder Originalität der Personen." Aigner etwa habe sich bislang vor allem als Gentechnik-Lobbyistin hervorgetan.

Die weiteren bayerischen Ressortchefs sind Martin Zeil (52, FDP), Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident; Georg Fahrenschon (40), Finanzminister; Joachim Herrmann (52) bleibt Innenminister; Beate Merk (51) bleibt Justiz- und Verbraucherschutzministerin; Ludwig Spaenle (47), Kultusminister; Wolfgang Heubisch (62, FDP), Wissenschaftsminister; Markus Söder (41), Umwelt- und Gesundheitsminister; Emilia Müller (56), Europaministerin, und Helmut Brunner (54), Landwirtschaftsminister.

In Berlin rechnete die CDU unterdessen bei der Erbschaftssteuerreform mit einem Kompromiss mit der Schwesterpartei. Vor einem abendlichen Spitzengespräch hieß es, man sei sich einig, dass die Reform nicht scheitern dürfe. Die CDU werde der CSU bei den strittigen Fragen zu Familienbetrieben und selbst genutztem Wohnraum noch ein gutes Stück entgegenkommen. Dann muss allerdings noch die SPD zustimmen.