Viele wollen erst Kinder, wenn sie beruflich etabliert sind. Zugleich klagen sie über wenig Hilfe für Familien in Firmen.

Hamburg. Junge Männer haben "Bock auf Familie": 93 Prozent der noch Kinderlosen wollen später einmal Vater werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Jugendinstituts im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Dabei ist allerdings das traditionelle Bild vom Vater als Ernährer der Familie fest in den Köpfen verankert.

Bevor sich 57,2 Prozent der Väter von morgen nicht in der Lage sehen, für eine Familie zu sorgen, kommen Kinder für sie nicht infrage. 95,5 Prozent sehen es als ihre Aufgabe an, der Familie ein Heim zu bieten. Daher lehnen 57,2 Prozent eine frühe Vaterschaft noch in der Ausbildung oder in der Phase des beruflichen Einstiegs aus finanziellen Gründen ab.

Trotz dieser traditionellen Rollenvorstellung wollen sich Männer aber nicht auf die Rolle des "Verdieners" reduzieren lassen. 95 Prozent finden es wichtig, sich Zeit für ein Kind zu nehmen.

Vorreiter dieser neuen Vätergeneration ist der Berliner Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann, der seine Kandidatur für den Bundesvorsitz seiner Partei zurückgezogen hat, weil er Vater wird. Als Konsequenz aus der Studie forderte er ein Umdenken bei den Arbeitgebern. "Dieser Umdenkprozess wird und muss kommen, weil der Arbeitskräftemangel dazu führen wird, dass Arbeitgeber Themen wie Familienfreundlichkeit oder Vereinbarkeit von Kindern und Beruf als Anreiz viel stärker in den Vordergrund stellen müssen als rein monetäre Aspekte", sagte Ratzmann dem Abendblatt. "Die Männer bekommen nun das zu spüren, was Frauen schon seit Jahrzehnten erfahren: dass man Beruf und Kinder irgendwie in Einklang bringen muss."

Der Direktor des Jugendinstituts, Thomas Rauschenbach, sieht "Männer in einer Art Modernisierungsfalle". Die Väter von morgen wollten sich zwar anders als ihre Vorgänger auch in der Kinderbetreuung engagieren, allerdings dürfe dies nach Meinung der Befragten nicht zulasten des Berufes gehen, sagte Rauschenbach bei der Vorstellung der Untersuchung, für die 1803 Männer und männliche Jugendliche im Alter zwischen 15 und 42 Jahren befragt worden sind. Rauschenbach sprach sich dafür aus, schon Bildungs- und Ausbildungsphasen "eltern- und damit auch väterfreundlicher" zu gestalten.

Das Bundesfamilienministerium sieht in der Studie ein wichtiges Signal. "Männer haben Lust auf Familie, und wir kümmern uns mit unserer Politik darum, dass Wahlfreiheit geschaffen und Kindererziehung auf verschiedene Schultern verteilt wird", sagte Sprecher Andreas Aumann dem Abendblatt. "Zum einen ist da das Elterngeld zu nennen, das junge Familien vor finanziellen Einbrücken bewahrt." Zum anderen würden sich immer mehr Väter Zeit für ihr Neugeborenes geben. Außerdem verwies Aumann auf den Plan zum Ausbau der Kinderbetreuung, nach dem bis 2013 für jedes dritte Kind unter drei Jahren ein Platz in einer Tagesbetreuung oder Kita bereitgestellt werden soll. Besonders wichtig sei in diesem Zusammenhang eine Kooperation mit der Wirtschaft, die aber bereits ganz gut funktioniere.

Die jungen Väter in spe sehen das anders. Nur drei Prozent von ihnen gaben an, dass sie am Arbeitsplatz ausreichend Unterstützungsangebote zur Kinderbetreuung vorfinden.

Dies, so Rauschenbach, begünstige bewusste Entscheidungen gegen eine Familiengründung: 35 Prozent der Männer zwischen 25 und 59 Jahren hätten keine Kinder.