Horst Seehofer, im zweiten Anlauf? Der CSU-Vorsitz ist für den Bundesagrarminister ein “Lebenstraum“, wie er selbst im vergangenen Jahr sagte.

Horst Seehofer, im zweiten Anlauf? Der CSU-Vorsitz ist für den Bundesagrarminister ein "Lebenstraum", wie er selbst im vergangenen Jahr sagte. Damals verlor er jedoch das Rennen um den Parteivorsitz gegen Erwin Huber. Bereits vor der Landtagswahl gingen viele in der CSU davon aus, dass der Parteivize im Falle einer Niederlage Huber ablösen würde. In der Landtags-CSU ist Seehofer aber unbeliebt. Für viele Parteifunktionäre war er zu lange in der Bundeshauptstadt und bringt nicht genügend Verwurzelung aus der Heimat mit. Der 59-Jährige, der auch als soziales Gewissen der Union bezeichnet wird, gilt als politisches Stehaufmännchen. Sowohl schwere Krankheit als auch politische Krisen hat er bisher überstanden. 2004 schmiss er im Streit über die Gesundheits-Kopfpauschale den Posten als Unions-Fraktionsvize hin. Seit 2005 ist der Ex-Gesundheitsminister in Berlin für das Agrar- und Verbraucherressort zuständig. In die Schlagzeilen brachte ihn 2007 unter anderem ein außereheliches Verhältnis mit einer Bundestagsmitarbeiterin. Aus der Beziehung ging Seehofers viertes Kind hervor.

Joachim Herrmann, Reserve-Landesvater Der Innenminister übernahm sein Amt im Herbst 2007 von Günther Beckstein. Nun ist er ein potenzieller Nachfolger Becksteins als Ministerpräsident. Öffentlich ist der in München geborene Sohn eines Universitäts-Dozenten und einer Lehrerin während seiner Amtszeit nicht besonders in Erscheinung getreten. Er galt jedoch CSU-intern als eine der stärkeren Figuren in einem eher blassen Kabinett. Unter Herrmann wurde das Versammlungsrecht in Bayern gegen heftige Kritik verschärft. Energisch tritt er auch für die Zensur von Computerspielen auch für Erwachsene auf. So vergleicht er Gewalt in Computerspielen mit Kinderpornografie und der Verharmlosung von NS-Verbrechen. Er beruft sich dabei vor allem auf Studien, nach denen gewaltbeherrschte Spiele auch Auswirkungen auf das Aggressionspotenzial von Spielern haben. Der 52-Jährige ist seit seiner Jugend für die CSU aktiv und war bis zu seinem Eintritt in die Landesregierung 2007 Chef der mächtigen CSU-Fraktion. Dem Landtag gehört er seit 1994 an. Herrmann ist verheiratet, hat zwei Söhne und eine Tochter.

Georg Schmid, "Schüttel-Schorsch" Der leutselige Schwabe kämpft gegen Politikverdrossenheit und sucht Bürgernähe. Wegen seines Hangs zum Händeschütteln hat er vom ehemaligen CSU-Chef Theo Waigel den Spitznamen "Schüttel-Schorsch" bekommen. Der Spitzname gefällt ihm überhaupt nicht. Schmid hat sich als neuer Chef der Landtags-CSU bereits nach kurzer Zeit Respekt verschafft. Auf sein Konto geht die Verschärfung des Rauchverbots - was der CSU im Frühjahr großen Ärger einbrachte. Der 55-jährige ehemalige Innen-Staatssekretär wurde nach dem Amtsantritt von Beckstein als Ministerpräsident vor einem Jahr gegen seinen Willen an die Spitze der Fraktion befördert. Viel lieber wäre Schmid Innenminister geworden. Im heimischen Schwaben zählt der Jurist zu den beliebtesten CSU-Politikern. Seinem Motto "keine halben Sachen" blieb er als Fraktionschef treu. Schmid ist immer noch auf kommunaler Ebene tätig: Seit 1984 ist er Mitglied des Stadtrates von Donauwörth, seit 1990 des Kreistages Donau-Ries und von 1996 bis 1999 war er auch stellvertretender Landrat. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Siegfried Schneider, Chef der Oberbayern Kaum ein Minister steht in Bayern so stark im Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik wie Siegfried Schneider. Ob das achtjährige Gymnasium, übergroße Klassen, Hauptschulsterben oder Lehrermangel - der 52-jährige Kultusminister muss an vielen Fronten Feuer löschen. Jenseits der Bildungspolitik ist von ihm nicht viel zu hören. Dabei führt Schneider den mächtigen und mitgliederstärksten CSU-Bezirk Oberbayern - wo die CSU schon bei den Kommunalwahlen massiv verlor. Schneider dürfte wegen hoher CSU-Verluste bei der Landtagswahl in Oberbayern derzeit aus dem Rennen sein. Der gelernte Volksschullehrer aus Wettstetten nahe Eichstätt sitzt seit 1994 im Landtag. Seine politische Laufbahn begann 1977 mit dem Eintritt in die CSU. 1985 wurde Schneider in den Kreisvorstand der CSU im Landkreis Eichstätt gewählt, 1987 zum CSU-Ortsvorsitzenden und 1990 in den Gemeinderat seines Wohnortes Wettstetten. Schneider ist verheiratet und hat drei Kinder. Sein Sohn Wolfgang kandidierte bei den Kommunalwahlen 2008 erfolglos auf der CSU-Liste für den Gemeinderat Wettstetten.

Markus Söder, Mann der Zukunft Der Europaminister kommt nach Einschätzung vieler in der CSU in naher Zukunft nicht für ein Spitzenamt in Betracht - hat vielleicht aber mittelfristig Chancen als Ministerpräsidenten-Kandidat. Dazu müsse er jedoch seinen Ruf als Einzelspieler loswerden, heißt es in der Partei. Auch sein ruppiger Politik-Stil wurde ihm nicht nur von politischen Gegnern vorgehalten. In den vergangenen Monaten gelang dem früheren Generalsekretär eine Image-Verbesserung. Doch das kippte in den vergangenen Wochen wieder, weil dem 41-Jährigen mangelnde Loyalität zu Beckstein vorgeworfen wurde. Seit einigen Monaten gelten Söder und Seehofer als politische Männerfreunde. In der CSU kursierte sogar ein Verschwörungsszenario, nach dem sich Söder mit Seehofer verbündet habe, um die Macht an der Spitze von Regierung und Partei zu übernehmen. Seit seinem Studium ist Söder Mitglied in der Burschenschaft Teutonia Nürnberg. Er gehört außerdem dem Aufsichtsrat des 1. FC Nürnberg an. Söder ist verheiratet mit Karin Baumüller-Söder und hat insgesamt vier Kinder.