Ein falsches Wort, und die Welt ist enttäuscht. Eine verkehrte Geste, und ganze Nationen sind beleidigt...

Ein falsches Wort, und die Welt ist enttäuscht. Eine verkehrte Geste, und ganze Nationen sind beleidigt. Barack Obamas Berater - ein Stab von mehr als 300 Menschen - können noch so generalstabsmäßig die besten Zeitpunkte, die prominentesten Gesprächspartner, die attraktivsten Kulissen und Kamera-Blickwinkel ausloten: Letztlich muss er selbst die Menschenmassen überzeugen. Eigenhändig und authentisch. Das kann zwar manchmal auch unbeliebteren Politikern gelingen. Aber ein Hoffnungsträger wird mit doppelten Maßstäben gemessen. Er darf keinen Fehler machen.

Das ist eine Zentnerlast, die auf Barack Obamas Schultern lastet. Vor allem weil er nicht nur Freunde und Sympathisanten, sondern auch Zweifler, Feinde und Konkurrenten beeindrucken muss. Alle gucken mit der Lupe, ob er seinen Überzeugungen am Anfang seines kometenhaften Aufstiegs auch weiterhin treu bleibt, millimetergenau.

Das tut er natürlich nicht. Jeder US-Präsidentschaftskandidat ist nicht nur der nette Kerl mit dem charmanten Lächeln, sondern auch eine Kunstfigur: geschaffen, um zu wirken. Die Kunstfigur Obama muss noch viele, viele Wähler der amerikanischen Mitte gewinnen. Also die Leute in Alabama und in Kansas, die eigentlich lieber den wackeren rechtgläubigen Republikaner Huckabee gewählt hätten und die schon mit McCain Probleme haben. Deshalb ist auch Obama jetzt plötzlich für das Recht, Waffen zu besitzen. Der Kritiker der Todesstrafe will Kinderschänder jetzt doch hinrichten lassen. Der Glanz dunkelt nach.

Auch die Rede in Berlin wird fein justiert sein. Obama möchte erreichen, dass die Deutschen mehr tun in Afghanistan. Er wird uns umwerben. Es stimmt schon: Überzogene Erwartungen an ihn als Lichtgestalt der Weltgerechtigkeit wären falsch. Aber ein toller Auftritt wird es sicher trotzdem.