Die sogenannten Kreise in der SPD haben eine lange Tradition. Anders als die im Parteistatut vorgesehenen Kommissionen und Arbeitsgemeinschaften agieren sie eher als inoffizielle Kontakt- und Diskussionszirkel.

Seeheimer Kreis Die Mitglieder dieser Runde zählen zum rechten Parteiflügel, der nach eigenem Verständnis für eine SPD-Politik des Machbaren steht. Sie setzen sich für eine pragmatische, an den finanziellen Möglichkeiten des Sozialstaates orientierte Politik ein. Der Kreis fordert Reformen, die über die vom ehemaligen Kanzler Gerhard Schröder in der Agenda 2010 formulierten Ziele hinausgehen. Prominente Mitglieder sind Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und der Hamburger Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs. Vorläufer der Gruppe waren die sogenannten Kanalarbeiter, die sich seit den 1950er-Jahren trafen und Pläne gegen die Vertreter der Parteilinken schmiedeten. Gründungsjahr des Seeheimer Kreises, der nach dem Ort der ersten Treffen zunächst Lahnsteiner Kreis hieß, ist 1974. Von 1978 an trafen sich die Politiker im hessischen Seeheim - der Name hat sich bis heute gehalten.

Netzwerker Das Netzwerk Berlin ist eine Initiative von SPD-Parlamentariern, die sich als Teil der "Nach-68er-Generation" begreifen - und in jüngster Zeit vielfach eng mit den Seeheimern zusammenarbeiten. Ihre Ideen und Pläne machen sie durch Internet-Angebote, in der Zeitschrift "Berliner Republik" und in Veranstaltungen publik. In der Vergangenheit sorgten die Netzwerker für Aufsehen, weil sie entgegen der offiziellen SPD-Linie unter anderem für Studiengebühren, verschärfte Zumutbarkeitsregeln bei Arbeitsplatz-Angeboten oder für die weitgehende Abschaffung des derzeitigen Beamtentums eintraten. Der Zirkel wurde 1998 gegründet und will flügelübergreifend wirken.

Parlamentarische Linke (PL) Sie bildet den Gegenpol zu den konservativen Seeheimern und zählt unter den SPD-Abgeordneten in etwa gleich viele Mitglieder. Unter anderem bekennen sich die Parteilinke und stellvertretende SPD-Vorsitzende Andrea Nahles sowie Fraktionsvize Ludwig Stiegler zur PL. Als aufstrebender Abgeordneter in Bonn gehörte auch Schröder zu der damals noch wesentlich radikaler auftretenden Linksformation. Vor allem wenn wichtige Personalentscheidungen anstehen, achten PL wie Seeheimer genau darauf, dass ihre Vertreter nicht zu kurz kommen. Dazu gehen sie mitunter auch gegenseitige Bündnisse ein.

Forum Demokratische Linke 21 Die außerparlamentarische Repräsentanz der SPD-Linken ist das Forum Demokratische Linke 21 (DL 21). Diese im Juni 2000 gegründete Organisation ist aus dem Frankfurter Kreis hervorgegangen, in dem sich vor allem in die SPD eingetretene Linke der 68er-Generation engagierten. Die DL versteht sich als offener Diskussionszirkel in der SPD. Über eine Internet-Plattform werden wichtige Grundsatzpapiere ausgetauscht. PL und DL agieren oft in Personalunion.