In Hamburg saßen 7650 Reisende fest. Insgesamt Zehntausende betroffen.

Hamburg. Stillstand auf dem Hamburger Flughafen: Der Warnstreik der Flughafenfeuerwehr hat den Verkehr gestern Morgen zwischen sechs und neun Uhr komplett lahmgelegt. Weil die 20 Feuerwehrmänner, die laut Vorschrift für den Notfall stets bereitstehen müssen, ihre Arbeit stoppten, ging in Fuhlsbüttel nichts mehr: 85 Flüge wurden gestrichen, 44 Abflüge fielen aus, 41 Maschinen konnten nicht in Hamburg landen. Sie wurden nach Bremen oder Berlin umgeleitet. Es seien 7650 Passagiere betroffen gewesen, so eine Sprecherin des Flughafens: "Der Streik hat noch den ganzen Tag nachgewirkt, bei Inlands- und Auslandsflügen. Verspätungen von bis zu drei Stunden waren keine Seltenheit."

Auf anderen westdeutschen Flughäfen sah es nicht viel besser aus. Auf dem größten Airport Frankfurt am Main beteiligten 2000 Beschäftigte der Sicherheitskontrollen und der Flugabfertigung an einem vierstündigen Warnstreik. In Düsseldorf, einem der wichtigsten Charterflughäfen, wurden 50 Flüge gestrichen. Auch in München, Köln/Bonn, Dortmund, Hannover, Stuttgart und Nürnberg kam es zu Flugausfällen und Verspätungen. Allein die Lufthansa strich 300 Flüge mit zusammen 18 500 gebuchten Passagieren. Warnstreiks auf dem Hannoveraner Flughafen beeinträchtigten den Besucherverkehr der weltgrößten Computermesse Cebit. Die Gewerkschaft bat um Verständnis. Wegen der Cebit habe sie bereits Zugeständnisse gemacht, sodass Maschinen landen konnten.

Warnstreiks beeinträchtigten auch andere Bereiche des öffentlichen Dienstes. In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ging mancherorts im öffentlichen Nahverkehr gar nichts mehr. Vorübergehend bestreikt wurden auch Kindertagesstätten. Den Streikaufrufen folgten laut Ver.di und der Tarifunion des Beamtenbundes dbb bundesweit 120 000 Gewerkschafter. Sie fordern für den öffentlichen Dienst acht Prozent mehr Lohn. Die Arbeitgeber bieten bisher fünf Prozent mehr und fordern eine Arbeitszeitverlängerung auf 40 Stunden. Heute soll es zur fünften Verhandlungsrunde kommen.

Der Hamburger Abflug-Terminal war schon in den frühen Morgenstunden überfüllt, die Schlange zum Ticketschalter der Lufthansa führte einmal quer durch die Halle. Reisende, deren Flüge annulliert worden waren, wollten umbuchen. "Ich hatte nicht damit gerechnet, dass der Streik alles lahmlegt", sagte eine Reisende, die nicht zum 85. Geburtstag ihrer Schwiegermutter nach München fliegen konnte. Einige Geschäftsleute fuhren umgehend zurück in ihre Büros, um das geplante persönliche Treffen durch eine Videokonferenz zu ersetzen. Andere stiegen auf das Auto um. "Bei uns war es gerappelt voll", sagt Vanessa Schmitz (24) von der Autovermietung Sixt. Es hätten jedoch ausreichend Wagen bereitgestanden. "Wir hatten allein mehr als 50 Autos zu vergeben von Kunden, die wegen des Streiks gar nicht erst in Hamburg landen konnten."

Neben den Feuerwehrmännern hatten auch Mitarbeiter des Managements und der Flughafenverwaltung sowie einige Angestellte der Bundespolizei ihre Arbeit niedergelegt. Nach Aussagen der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, die zum Warnstreik aufgerufen hatte, seien am Flughafen insgesamt 200 Menschen in den Streik getreten. Ver.di-Landesleiter Wolfgang Rose: "Damit haben wir ein mehr als deutliches Achtungssignal an die Arbeitgeber gesendet." Sollte heute bei der fünften Verhandlungsrunde keine Einigung erzielt werden, drohen zum Ferienbeginn auch in Hamburg weitere Streiks. Rose: "Dann gilt: Wer nicht hören will, muss fühlen."

Das wird wohl heute vor allem für den Süden des Landes zutreffen. Schwerpunkte werden Stuttgart und Karlsruhe, Bayern, Hessen und das Saarland sein.

In Berlin droht zudem der öffentliche Nahverkehr zusammenzubrechen. In einem separaten Tarifkonflikt begann gestern ein Totalstreik, der die meisten Busse, U-Bahnen und Straßenbahnen lahmlegte. Weil es ab Montag wegen des Bahnkonflikts auch Streiks bei der S-Bahn geben könnte, droht Berlin der absolute Stillstand.