Die Anhänger der Christdemokraten feierten den Bürgermeister - und quittierten die Worte des SPD-Chefs Kurt Beck mit Buh-Rufen.

Dicht gedrängt wie die Ölsardinen stehen sie in der Fischauktionshalle vor der Leinwand, wo die Fernsehkameras aufgebaut sind. Schulter an Schulter fiebern die emsigsten Ole-Fans auf die Prognose. Es sind ganz junge, aber auch ältere mit den orangefarbenen OLE-Schals um den Hals. Manche tragen gleich zwei davon, gern über einer OLE-Jacke. Hier ist der Ort, die feinsinnigen Unterschiede hanseatischer Jubelkultur zu erleben. Um 18.20 ertönt ein eher musikalischer Jubelschrei aus gut tausend Kehlen. Mit dem erstaunten und lang anhaltenden Ruf "Jeuhhh!" feierte die Menge das Zwischenergebnis (0:1) des Top-Spiels des HSV in München. Beklatscht wurden die Fußballer nur wenig. Zwanzig Minuten früher war alles anders. Die Prognose kurz nach 18 Uhr zeigt für die CDU 42,5 Prozent - und donnernde "Ja!"-Rufe hallen im Stakkato durch den Raum. Gefolgt von lang anhaltendem Klatschen. Häufig begleitet von der Becker-Faust, der Enge wegen auch gern gen Boden gerichtet. So als würde man einen Gegner wirklich treffen wollen. Einen kurzen Jubel erntete die FDP-Prognose, die noch bei fünf Prozent lag. Buh-Rufe für die Roten.

Ein Jubel, den Parteimitglieder nutzen, um große, ebenfalls orangefarbige OLE-Plakate zu verteilen, die auch gern genommen wurden und in die Höhe gereckt werden sollen. Hieß doch das Losungswort "Ole muss bleiben!" Klar: "Ole muss bleiben", da sind sich alle einig. Ganz vorn in der Front der Ole-Fans der ehemalige Schaubuden-Moderator Rüdiger Wolff, der später ohne Jubel kaum noch von CDU-Fans umringt war.

Die Leinwand bleibt bis kurz vor 19 Uhr der Blickpunkt Nummer eins. Und die Kommentare fallen erst trocken aus, dann bissig. So werden die Worte des SPD-Spitzenkandidaten Michael Naumann ("Die absolute Mehrheit des Ole von Beust ist weg") mit "Na und!"-Rufen bedacht, während die Leinwand-Worte von SPD-Chef Kurt Beck in "Buh"-Rufen untergehen - so lange, bis einer "Verräter!" brüllt und dafür Beifall erntet.

Schwierig war es, sich im Gedränge der Fischauktionshalle zu organisieren. Robert Heinemann, schulpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, nutzt sein Handy, um andere zu finden.

Dirk Marx, der Präsident des Verbands der Hamburger Marktkaufleute und Schausteller, holt sich auf sein Handy per Internet das Endergebnis des Bundesliga-Spitzenspiels (München - HSV 1:1). "Ich bin über das Abschneiden der CDU nicht überrascht", sagt er, "genau das hatte ich getippt." CDU-Mitglied Marx kandidiert für die Bezirksversammlung Mitte. "Leider weiß ich heute noch nicht, ob ich im Bezirksparlament drin bin."

Das Handy wurde nach 18 Uhr gern auch für Fotos genutzt. Immer wieder das gleiche Motiv: Der (meist junge) CDU-Fan mit dem orangefarbenen Schal. Schiffskauffrau Gesine Kühl (20) fotografierte den 23 Jahre alten Auszubildenden Jens Flammider. Beide versichern: "Wir feiern heute bis zum Umfallen!"

20.30 Uhr: Ole von Beust erscheint durch den Hintereingang - und der Saal tobt. Mit Jubel-Pfiffen und den "Ole, Ole!"-Rufen wird er gefeiert und zum Rednerpult begleitet. Von Beust reckt beide Hände in Siegerpose in die Luft. Zehn Minuten dauert die Rede. Dann springt plötzlich der zehnjährige Christian-Alexander Schaefer auf die Bühne und holt sich ein Autogramm. Nachdem er dies ergattert hat, reckt nun der kleine Junge die Arme in Siegerpose in die Luft.