Ole von Beust, der klare Wahlsieger, hat beste Chancen, Bürgermeister zu bleiben. Das Wahlergebnis zeigt, dass eine Partei, hier die CDU, auch heute noch Ergebnisse holen kann, wie sie für Volksparteien fast schon verloren schienen.

Das Ergebnis zeigt aber auch, dass sie dafür vor allem überzeugende Persönlichkeiten brauchen. Überzeugend bis in die Wählerschichten der anderen Parteien hinein.

Von Beusts positives Ergebnis überrascht insofern, als ihm mit Michael Naumann ein respektabler Gegner erwachsen war. Er hat in einer desolaten Lage der SPD die Spitzenkandidatur übernommen und ein achtbares Resultat erzielt.

Es hätte noch besser sein können, wenn ihm nicht, wie die genaue Analyse der Wählerbewegungen wohl noch zeigen wird, sein eigener Parteivorsitzender im Endspurt in den Rücken gefallen wäre. Becks Plan, in Hessen Frau Ypsilanti mit den Stimmen der Linkspartei zur Ministerpräsidentin wählen zu lassen, hat nicht nur die eigene Partei irritiert, sondern wahrscheinlich auch CDU-Wähler mobilisiert und potenzielle SPD-Anhänger womöglich vom Gang zur Wahlurne abgeschreckt. Vielleicht liegt auch hier ein Grund für die historisch niedrige Wahlbeteiligung.

Das Hamburger Ergebnis zeigt zugleich, dass die Bäume der Linkspartei, die manche schon im zweistelligen Bereich sahen, nicht in den Himmel wachsen müssen. Sie zieht zwar in die Bürgerschaft, aber letztlich nur knapp, was für sie auch ernüchternd ist.

Wie geht es weiter?

Eine Alleinregierung der CDU kann es nicht geben, die absolute Mehrheit ist weg. Das klassische konservative Bündnis mit der FDP hat auch keine Mehrheit. Die Liberalen sind, wenn auch nur knapp, gescheitert. Sie haben einen couragierten Wahlkampf geführt, aber letztlich auch stark von Leihstimmen der CDU profitiert.

Klar ist auch: Rot-Grün hat sein Wahlziel verfehlt. Rein rechnerisch wäre noch ein Bündnis oder eine Tolerierung unter Einschluss der Linken für SPD und Grüne möglich.

Da vertrauen wir mal, dass Hamburger Politiker ihr Wort halten. Sowohl Naumann als auch die Spitzenleute der Grünen haben ein Zusammenwirken, in welcher Form auch immer, mit der DKP-unterwanderten Linken strikt abgelehnt. Dass das Beck-Virus nicht auch die Hamburger SPD befällt, dafür werden im Übrigen schon die großen Alten der Partei von Helmut Schmidt über Voscherau und Dohnanyi bis hin zum früheren Fraktionschef Elste sorgen. Der Mann, heute U-Bahn-Chef, würde eher die Hochbahn stoppen, als die Hand zu solchen Experimenten zu reichen.

Eine Große Koalition wäre der einfachste Weg, weil hier die Schnittmengen der Parteien am größten sind. In der Schulpolitik könnte man sich weitgehend einig werden, bei der Elbvertiefung ist man es schon. Und das umstrittene Kohlekraftwerk in Moorburg würde im Zweifelsfall eben etwas kleiner geraten.

Schwieriger würde es mit Schwarz-Grün, obwohl es die interessantere und strategisch weitreichendere Option für beide wäre. Die CDU könnte sich weiter als moderne Großstadtpartei profilieren und sich noch offener präsentieren, z. B. bei der Klimapolitik. Obendrein muss es Bundeskanzlerin Angela Merkel recht sein, wenn sich auch andere Möglichkeiten der Zusammenarbeit anbahnen als Schwarz-Gelb. Schließlich kann ein Zusammenwirken mit den Grünen Chancen auf künftige Bündnisse jenseits der Großen Koalition ermöglichen.

Davon würden auch die Grünen stark profitieren. Sie könnten sich von der Rolle als Mehrheitsbeschaffer für die SPD emanzipieren. In Hamburg war Rot-Grün ihr erklärtes Wahlziel - und sie haben deutlich verloren. Die Grünen haben eine neue Zukunft, sie müssen es nur begreifen.