Lehrer Bülent Kurnaz dürfte an jeder deutschen Grundschule auffallen. Als Mann ist er meistens allein unter vielen Kolleginnen und als Türke allein unter vielen Deutschen. Doch eben weil er Türke ist, unterrichtet Kurnaz an der zweisprachigen deutsch-türkischen Heinrich-Wolgast-Grundschule in St. Georg. Die türkischen Behörden haben den 38-Jährigen für fünf Jahre nach Deutschland geschickt, damit er hier seine Muttersprache zu unterrichtet. So etwas hätte er sich in seiner Kindheit auch gewünscht. Denn Kurnaz kommt zwar aus der türkischen Küstenstadt Izmir, aufgewachsen aber ist er in Hannover. Dorthin waren seine Eltern ausgewandert. Zum Studium, so entschieden damals noch seine Eltern, musste er zurück in die Türkei. "Migrantenkinder wachsen zwischen zwei Kulturen auf und bekommen von beiden nur Teile mit", sagt er in akzentfreiem Deutsch. Das Ergebnis sei "Küchensprache" - eben das, was in der Familie aus beiden Sprachen in der Küche gemischt wird. Das ist das Wort, das er selbst dafür gefunden hat. "Die Kinder müssen mit beiden Beinen in einer Sprache stehen", sagt er. Dann klappe es auch mit der anderen. Dass Kurnaz mit beiden Beinen im Leben steht, vermittelt schon sein Auftreten. Kräftige Gestalt, offenes Lächeln. Vielen Schülern ist er damit wahrscheinlich ein Vorbild. "Ich liebe meine Schule", sagt er. Seine Zeit in Hamburg ist allerdings bald beendet, und Kurnaz geht zurück in die Türkei. "Eine andere Möglichkeit gibt es leider nicht", sagt er. Schließlich sei er türkischer Beamter. Eines allerdings ist dann vorbei: die Trennung von seiner Familie. Seine Frau und die beiden zwölf und sieben Jahre alten Töchter in Izmir sieht er im Moment nur in den Ferien.