Berlin. Im Zentrum der Debatte um den Stauffenberg-Film "Valkyrie" steht die Sektenbeauftragte der Unionsfraktion im Bundestag, die Hamburger Abgeordnete Antje Blumenthal (CDU). Sie hatte bei Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) darauf gedrungen, die Drehgenehmigung im Bendlerblock, dem Sitz des Verteidigungsministeriums, zu untersagen. Das Bundesfinanzministerium, das Eigentümer des Gebäudekomplexes ist, bestätigte das Verbot. Die Entscheidung stehe in keinem Zusammenhang damit, dass der Stauffenberg-Darsteller Tom Cruise Scientology-Anhänger sei, sagte ein Sprecher.

Sie sei nicht dagegen, dass der Film in Deutschland gedreht werde, stellte Blumenthal im Gespräch mit dem Abendblatt klar. "Ich finde nur nicht, dass das in öffentlichen Gebäuden geschehen sollte - und schon gar nicht im Bendlerblock, wo Stauffenberg hingerichtet wurde." Dieser Ansicht ist im Übrigen auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU). "Der Bendlerblock ist eben auch Gedenkstätte, und die Würde dieses Ortes kann durch Dreharbeiten verletzt werden, selbst wenn das von dem Filmteam nicht beabsichtigt ist", verteidigte er das Nein des Bundesfinanzministeriums.

Aber es sind nicht nur historische Gründe, die gegen einen Dreh im Bendlerblock sprechen. Blumenthal kritisiert insbesondere auch, dass die Scientology-Organisation Menschen massiv manipuliere, sie nicht als generell gleichwertig verstehe und eine andere Weltordnung anstrebe. "Naturvölker und Menschen mit Behinderungen gelten nicht als vollwertig", sagte sie. "Und nur die ,beachtenswerten' Menschen, die nach den Regeln von Scientology leben, dürfen wählen - und sich fortpflanzen." Sie sieht darin gewisse Parallelen zur Ideologie der Nationalsozialisten. "Das ist menschenverachtend, was dort stattfindet", sagte sie. Auch Hans-Joachim Otto (FDP), Vorsitzender des Bundestags-Kulturausschusses, hatte die Besetzung der Rolle mit Cruise, dem offiziellen Botschafter von Scientology, als ,instinktlos' bezeichnet.

Scientology zählt nach Schätzungen des Bundesamtes für Verfassungsschutz in Deutschland zwischen 5000 und 6000 Mitglieder. Im Januar 2007 hat die Organisation ein neues Zentrum in Berlin-Charlottenburg eröffnet. Gleichzeitig mehrten sich die Hinweise darauf, dass Scientology verstärkt Einfluss auf die Bundespolitik nehmen will. Aktuell wird die Organisation zumindest in Hamburg, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Bayern, Bremen und seit Kurzem auch wieder in Berlin vom Verfassungsschutz beobachtet. Die Beobachtung geht auf einen Beschluss der Innenministerkonferenz von 1997 zurück. Eine Klage der Organisation gegen den Beschluss wurde 2004 zurückgewiesen. Die Organisation wolle wesentliche Grund- und Menschenrechte außer Kraft setzen oder einschränken, hieß es in der Begründung des Verwaltungsgerichts Köln. Außerdem strebe Scientology eine Gesellschaft ohne allgemeine und gleiche Wahlen an. Dies seien "verfassungsfeindliche Zielsetzungen", die eine Beobachtung rechtfertigten.